Der Alltag wird auch gern als der (alte) Trott bezeichnet. Ein Erleben, das in erster Linie auf der Grundlage von Routinen geregelt ist, mit denen wir unsere Erwartungshaltungen erfüllen, nachdem wir uns Rechenschaft darüber abgelegt haben, was uns das Leben erlebenswert macht. Nun ist die Bandbreite dieser Erwartungshaltungen so verschieden wie es Individuen gibt und doch ändert das nicht daran, das sich Redensarten herausbilden, die dieses Lebensgefühl beschreiben und karikieren, weil sie jedem Mitglied der Zivilisierungsmaschinerie zur Genüge bekannt und aus eigener Anschauung vertraut sind.
Das führt mich dazu, dieses Erleben als bekannt vorauszusetzen, auch wenn die täglichen Routinen und Rhythmen beim Einzelnen sich dem Anschein nach himmelweit voneinander unterscheiden mögen. Je nach Berufstätigkeit, Mobilität, Einkommen, Alter, Gemeinschaftssinn sowie dem Bedürfnis nach Abwechslung und Unterhaltung, aber insbesondere vor dem Hintergrund von finanzieller und geistiger Unabhängigkeit, Umsicht und Integrität werden wir große Unterschiede in der Gestaltung des Alltags einzelner Zeitgenossen beobachten und anerkennen können. Die letztgenannten Kriterien dürften Ausdruck eines wesentlich bewussteren Umgangs mit den Möglichkeiten der eigenen Lebensführung sein und im Sinne des Wunsches nach Entwicklung einer eigenverantwortlichen und souveränen Persönlichkeit einigermaßen bedeutsam sein und wir wollen sie daher im weiteren Verlauf dieses Beitrags erörtern.
Im Bann des Alltag
Den magischen Anklang dieser Überschrift möchte ich zunächst in einer Weise einordnen, die unsere Sinne dafür sensibilisiert, dass es sich keineswegs lediglich um eine bildhafte Beschreibung eines gewissen Gefühls handelt, sondern um Vorgänge in unserem Alltag, die unser Verhalten mehr oder weniger beeinflussen, formen und uns sogar in geistige Anhaftung führen, wenn wir uns ihres Einflusses nicht bewusst werden, sondern sie für einen Aspekt der Wirklichkeit halten, der wir ausgeliefert sind.
Viele dieser Vorgänge sind in psychologischen Begrifflichkeiten und Zusammenhängen beschrieben und in vorherigen Beiträgen fokussiert worden. Der zentrale Dreh- und Angelpunkt sind dabei unsere Erwartungshaltungen, denen wir auf den Leim gehen, wenn wir uns mit dem identifizieren, was wir denken, fühlen und tun. Wir werden zum Opfer der Glaubenssätze, an denen wir unreflektiert festhalten und sie zu etwas erheben, was sie nie waren und nie sein können: Die wahre Wirklichkeit.
Wir nehmen nicht Abschied vom Alltag, weil alles in unserem Leben nur noch unsere Bedürfnisse bedient, das in Erfüllung bringt, was wir uns wünschen, weil wir glauben zu wissen, was für uns gut und richtig ist, weil das Leben wie ein nicht enden wollender Urlaub an fremden Orten ist, die unsere Aufmerksamkeit wecken und der Tapetenwechsel uns zu einem endlosen Glücksgefühl führt. Nicht mal deshalb, weil wir unseren sagenumwobenen Lebensstandard durch ein höheres Einkommen zu steigern vermögen oder sogar völlig unabhängig von der Notwendigkeit eines Einkommens werden.
Diese Phantasien von einem Abschied vom Alltag sind allesamt Ausdruck von Vorstellungswelten der geistigen Kinder in uns, die nicht begreifen wollen, dass die Wirklichkeit längst andere Herausforderungen für uns bereit hält, unsere Glaubensvorstellungen zunehmend aufweicht und uns damit den Prozess des Annehmens all dessen erleichtert, was uns jetzt als Unbehaglichkeiten, Widersinnigkeiten und Nöte in den äußeren Umständen und insbesondere in den inneren Zusammenhängen unseres Erlebens und Begreifens begegnet und gleichzeitig ungeahnte Räume von Möglichkeiten eröffnet, die mit einer Erweiterung von Sichtweisen und Grenzen des Vorstellbaren einhergehen.
Doch diese Entwicklung geschieht für jeden Einzelnen von uns nicht zwangsläufig, sondern ist das Ergebnis von Prozessen, die erlebt und mit Bewusstsein durchdrungen werden wollen und ein wesentliches Merkmal dieser Prozesse dürfte die etwas sein, was sich leise und unaufdringlich anbietet, wenn wir uns nach dem Grund dessen fragen, was uns widerfährt und unseren Verstand überfordert, weil wir von tiefer reichenden Verständnisprozessen abgekoppelt sind und erst wieder lernen dürfen, was es heißt, in Verbundenheit mit uns und diesen Ereignissen zu leben, damit wir uns entwickeln.
Alltägliche Demut
So verstandene Demut geht nicht mit Machtlosigkeit und Unterwürfigkeit einher, sondern sie fördert den Prozess, weiter und tiefer zu ahnen und den eigenen Stand der Entwicklung mit ihren Irrtümern, Missverständnissen und insbesondere den Anhaftungen an verführerische Vorstellungswelten annehmen zu können.
Demut gründet auf der Fähigkeit zur Wahrnehmung von überwältigender Schönheit, Komplexität und Größe und auf der Erkenntnis von folgerichtigem Zusammenhangsdenken, wenn sich der Schleier durch einen begrenzten Einblick in die Ursachen der Phänomene Schritt für Schritt zu lüften beginnt und dadurch der Alltag als ein gewöhnlicher und von Strukturen und Routinen dominiertes und immer wiederkehrendes, gleichbleibendes Erleben zu einem All-Tag wird, an dem Alles aus einer anderen, reiferen und unserem Bewusstseinszustand angemessenen Sichtweise betrachtet, für wahr genommen und realisiert wird.
Alltag und Matrix
Nun leben wir alle nicht losgelöst von den Erfordernissen einer Bewältigung des Alltags. Wir werden, sofern wir uns für die Zwecke der Veranschaulichung als materielle Körper definieren, aus der Matrix (lateinisch matrix „Gebärmutter“) geboren und es vergehen nur Minuten bis zur Dokumentation einer Geburt, mit der sozusagen die Zugehörigkeit des Neugeborenen zur Matrix unseres gesellschaftlichen Gefüges festgeschrieben wird und wir Zeit unseres Lebens mehr oder weniger bewusst in dieser eingehegten Erfahrungswelt unser persönliches Universum erleben, das in mancherlei Hinsicht einer Schimäre gleicht (siehe dazu auch vergangene Beiträge wie hier, hier und hier, um nur die aktuellesten zu nennen).
Von da an wird aufwändig und meist auf uns schleierhafte Art und Weise die Matrix um den neuen Erdenbürger gestrickt, denn wir wollen mit Recht, dass das Baby aus seinen geistigen Welten in kleinen und behutsamen Schritten in den Lebensumständen dieser materiellen Welt ankommt und sich langsam auf dieses Leben hier einschwingen kann. Viel körperliche Berührung, Versorgung der Körperfunktionen durch Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel, Kommunikation, altersgemäße Angebote zur Ausbildung der Sinnesorgane und nicht zuletzt das Kennenlernen der Rhythmen in der Natur und die darauf abgestimmte Harmonisierung der Lebensführung eröffnen jedem von uns Zugänge in das Gemeinschaftsleben.
Wir erfahren die sogenannte Gesellschaft mit all ihren Geordnetheiten und Strukturen wie Familie, Freunde, Kindergarten, Schule und Verein einerseits, Gesetzen, Verordnungen, administrativen Einrichtungen in Politik, Bildung, Gesundheit, Wissenschaft, Wirtschaft, Religion und Freizeit andererseits als gute Rahmenbedingungen für unsere körperliche, geistige und seelische Entwicklung.
Der Alltag mit all seinen Vertrautheiten und Gewohnheiten bietet uns förderliche Voraussetzungen, um in dieser Welt anzukommen und ihre Gesetzmäßigkeiten zu erfahren. Wie wichtig das ist, sehen wir an kranken, obdachlosen, psychisch beeinträchtigten, aber auch an allen unglücklichen Menschen, denen in der Regel wenigstens ein Teil der förderlichen Bedingungen nicht zuteil wurde und die mit ihren Traumata sehr beschäftigt sind oder von ihnen beeinträchtigt und in ihrem Erleben begrenzt werden. Sie werden schon sehr früh in ihrem Leben oder auch erst später institutionell betreut, um sie im besten Falle zu einem unter wirtschaftlichen Bedingungen produktiven Mitglied der Glaubensgemeinschaft ‚Bürger der BRD‘ zu formen. Das bezeichnen wir dann als Heilung … Aber wir wollen uns nicht in Gesellschaftskritik ergehen und damit die Würdigung des Alltags ad absurdum führen.
Das, was wir gewöhnlich als Alltag bezeichnen, hat seine zunächst lebenswichtige, aber im weiteren Verlauf unseres Lebens, also auf dem Weg unserer körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung eine zunehmend begrenzende Funktion, wenn unser Lebens- und Gestaltungswille und damit verbunden unser Verständnis von der Funktionsweise der Matrix zunimmt und unserer reiferen Lebenswirklichkeit ihr Korsett zu eng wird. Man könnte auch sagen, an dieser Stelle werden wir uns unserer Einzigartigkeit gewahr, während wir gelehrt worden waren, dass wir Persönlichkeiten sind, die ihre Funktion im Matrixgefüge erfüllen, kleine Rädchen eines maschinenhaften Verständnisses von Lebendigkeit sind und diese Rolle zu spielen lernen oder wir werden wer, der eine Ahnung seines eigenen Schöpfergeistes entdeckt.
Und dann stellt sich die Frage, in welche Richtung es nun weitergehen soll. Die Matrix stellt verlockende Angebote bereit, um unser erwachendes Bewusstsein zu einer vergleichsweisen Betrachtung zu bewegen, und der Vergleich ist ein fabelhafter Kunstgriff des Puppenspielers, um die Ahnung von größeren Vorstellungs- und Zusammenhangswelten zu kanalisieren. Die berühmtesten Motive sind Geld, Macht und Ruhm und sie haben viele Kinder und Kindeskinder, aber sie präsentieren sich meist nicht in dieser plumpen Art und Weise, denn sie scheuen sich, beim Namen genannt zu werden, sondern verbergen sich gern und insbesondere hinter wohlwollenden oder gar philanthropischen Konzepten und Gesinnungen, die wir in unserer Sozialisation nicht zu durchschauen gelernt haben, was übrigens kein Versehen unserer Eltern, Lehrer, Wissenschaftler und Philosophen ist.
Wir haben es eben nicht leicht, den zugrunde liegenden Motiven unseres Denkens Handelns und ja, auch unseres Fühlens auf die Spur zu kommen. Das Erwachen ist vielmehr ein erster Aufschlag des Augenlids und das in diesem Moment gewahr Gewordene ist nicht viel mehr als eine Ahnung, die bereits im nächsten Moment schon wieder verblasst und das Auge sich langsam wieder schließt und mit ihm die Ahnung verblasst. Das nächste Erwachen betrifft etwas ganz anderes gewahr Gewordenes, das scheinbar in keinem Zusammenhang steht mit dem zuvor erlebten und verblasst gleichermaßen schnell. Es ist wie eine Erinnerung an etwas längst Vergessenes, die sich dem Bewusstsein aufdrängt, aber keine Einordnung erfahren kann und uns deshalb bedeutungslos erscheint.
Vielleicht treffen wir an einem solchen Punkt unseres Lebens aber auch eine Entscheidung, die uns noch weiter in die Matrix verstrickt, weil es uns als selbstverständlich erscheint, oben genannten Motiven oder ihren kleineren Geschwistern unsere Aufmerksamkeit zu widmen und sie mit unserem Denken, Fühlen und Handeln zu energetisieren, was aber widerum einem Einschlafen gleichkommt, weil wir noch immer Opfer des Matrix-Konzeptes geblieben sind (auch wenn wir uns zum Täter oder Retter ent-wickelt haben mögen).
Nun ist kein Punkt im Lebenslauf irreversibel, ganz im Gegenteil. Wir machen unsere Erfahrungen und lernen daraus. Vielleicht sind die Zeiten in gewissem Sinne förderlicher dafür als jemals zuvor. Der Alltag wird zunehmend durchwoben von Möglichkeiten, sich aus diesen Strukturen, sofern sie lähmende, begrenzende, anhaftende, suggestive, illusionäre Tendenzen haben, geistig heraus zu erheben. es handelt es sich um Prozesse des Erkennens und Einordnens in gewahr werdende größere Zusammenhänge, die vorübergehend den Charakter einer Wahrheit für uns einzunehmen vermögen, bis wir da ankommen, wo wir einst zu dieser Reise aufgebrochen waren, bei uns selbst, den Schöpfern unserer Wirklichkeit (siehe dazu auch die ‘Ascension-Papers’ im englischen Original oder die ‘Aufstiegs-Schriften’ in der deutschen Übersetzung sowie die Hörbuchfassung in deutsch).
Alle Tage in Raum und Zeit
In gewissem Sinne ermöglicht die Vorstellung von Zukunft, also Zeit, erst die Vorstellung von Alltag. Für gewöhnlich erscheint uns Zeit aber so selbstverständlich, dass alles, was sich in unserem Erleben von der Zeit ableiten lässt, ebenso selbstverständlich anmutet wie es genauso wenig hinterfragt wird. Wir kennen zwar alle die subjektive Erfahrung von Zeit, die beim Warten langsamer und im Urlaub schneller vergeht, in der Jugend so dicht und voller Abenteuer und im Alter das klapprige Gerüst zur Organisation der immer gleichen Ansprüche und Erwartungen zu sein scheint.
Der Alltag ist das für jeden Einzelnen verschiedene Maß an Wiederkehrendem, das ihm erspart, richtig wach zu werden und anzufangen, die Magie all dessen zu ahnen, was er erlebt, was ihm widerfährt und was er wahrzunehmen imstande ist. Der Schlüssel zu diesem Entwicklungsschritt hat nicht wenig mit dem zu tun, was wir als Gegenwart oder noch präziser als den Moment des Augenblicks kennen. Diese Perspektive ist frei von mitschwingenden Zukunftserwägungen, sofern es gelingt, dieses Erleben oder, wenn man so will, diesen Schwingungsbereich, zu etablieren, was freilich erst mit einiger Übung und Selbstdisziplin gelingt.
Insofern können wir mit einigem Recht annehmen, dass unsere Vorstellungen von Alltag einerseits und Vergangenheit und Zukunft andererseits mit zunehmendem Gewahrsein für unsere sehr persönliche und einzigartige Gegenwart nicht nur an Bedeutung verliert, sondern insbesondere weniger strukturierende Wirkung auf unsere Lebensführung entfaltet. Es versteht sich von selbst, dass eine solche Entwicklung nicht jedermanns Motiv sein kann oder sollte, aber wenn der Mensch mit seinem Ich und dem, was ihn mit seiner Quelle verbindet, in fruchtbarem Austausch lebt, dann wird ihm diese Erfahrungsebene vertraut sein, auch wenn ihn selbst andere Motive und Ziele lebendig und munter fühlen lassen.
Unsere Erfahrungswelt wird so sehr von der Vorstellung von Raum und Zeit dominiert, dass wir immer gewohnt waren, uns unter den Bedingungen dieser Größen zu organisieren und Märchen, Mythen, Göttersagen und erst recht zeitgenössische Grenzerfahrungen im besten Falle mit Stirnrunzeln zur Kenntnis zu nehmen oder gar zu ignorieren. Aber der als selbstverständlich empfundene Alltag wird spätestens seit dem Kronenvirus gründlich aufgemischt durch all die Widersinnigkeiten, die sich unserem Begriffsvermögen und damit unserem Begreifen aufdrängen und am Halbschlaf des Bewusstseins rütteln.
Alltag in der verwaltungsähnlichen Behörde
Wir haben bereits an anderer Stelle erörtert, in welcher Weise und warum Ämter und Behörden für ihre Mitarbeiter einer der sichersten Orte für geistigen Tiefschlaf sind. Die Strukturen legen es nahe, bar jeglicher Verantwortungsbereitschaft Entscheidungen zu treffen, die im eigentlichen Sinne keine sind, denn sie orientieren sich an tausendfach zuvor von anderen getroffenen Entscheidungen, die gleichermaßen zum Ziel haben, die Funktionsfähigkeit des Einzelnen im verstrickten Netz vorgefasster Erlebenswege zu gewährleisten oder dahin zurückzuführen.
Hier wollen wir kurz erörtern, warum die Amtsstuben und insbesondere diejenigen mit regem Einblick in die herrschenden Strukturen und lebhafter Begegnung mit der Realität des leibhaftigen ‘Bürgen’ unseres Staatswesens, genannt Staatsbürger, andererseits die ideale Brutstätte für Erkenntnisgewinn und ungestörtes geistiges Reifen und Wachstum sind. Der Schlüssel liegt wie immer in der Bereitschaft, alles für möglich zu halten und sich deshalb (zumindest in der Phase geistiger Erwachensprozesse) keinem Informationsangebot gegenüber zu verschließen und im weiteren Verlauf zu lernen, das gesammelte Wissen zunehmend bereichernd einzuordnen in immer weiter reichende Verständniszusammenhänge bei immer tiefer reichender Verwurzelung in der Wirklichkeit, die alles andere als beliebig ist und nur den Verirrten und Verwirrten suggeriert, sie könnten sich auch den Schöpfungsgesetzen zum Trotz verwirklichen.
Es dürfte den geneigten Leser dieses Blogs wenig überraschen, dass der Weg dahin nicht über Aktivitäten jedweder Art führt, sondern vielmehr über die Kultivierung von Beobachtungsfähigkeit und stetiger Übung der inneren Bereitschaft, das sich nach und nach Offenbahrende annehmen zu können. In Verwaltungsstrukturen beruflich tätig zu sein birgt die Chance, die steuernde Organisation weltlichen Wirkens konzeptuell zu erfassen, wenn es gelingt, die gefällige Kritik am Fehlverhalten anderer sowie die Ohnmacht des fortgeschrittenen Verständnisses über die systemimmanente Tendenz zur Selbstzerstörung in diesen Prozess des Annehmens zu integrieren in dem Bewusstsein, dass früher oder später neue Sichtweisen am Horizont erscheinen werden.
Derweil gilt es den beruflichen Alltag als solchen ohne innere Widerstände zu bewältigen, das System zu bedienen und Schwerpunkte der eigenen Geistestätigkeit und des Verhaltens gegenüber Kollegen, Vorgesetzten, Mitarbeitern und insbesondere der ‘Kunden’ in der Art und Weise des eigenen Verständnisses von der Welt und ihrer Funktionsweise zu kultivieren und dem weiter werdenden Blick anzupassen, wie es quasi die Beiträge 1 – 15 dieses Blogs angeregt haben.
Diese Fähigkeit zur Entwicklung des eigenen Blickwinkels verhält sich umgekehrt proportional zum Grad der persönlichen Verstricktheit mit den äußeren und inneren Strukturen. Volle Terminkalender, hohe Einsatzbereitschaft zur Erreichung geschäftspolitischer Ziele und bei dienstlichen Themen endende Gesprächsbereitschaft sind sichere Indizien für miteinander verwobene und einander überlagernde Glaubensvorstellungen. Mit der fortschreitenden Auflösung solcher Verstrickungen beginnen wir Klarheit, Zuversicht und Wohlwollen auszustrahlen und es gelingt auf eine sehr wirksame Art, den Anforderungen des Verwaltungswesens gerecht, ohne bei der fortschreitenden persönlichen Reifung behelligt zu werden.
Daraus resultiert selbstverständlich eine ganz neue Qualität des beruflichen Alltags, der diese Bezeichnung transzendiert und auf eine neue Verständnisebene führt und selbst die einstmals vielleicht verachteten Strukturen und Anforderungen erscheinen bei Licht betrachtet als einfache Abfolgen von logischen Verknüpfungen, die der Wirklichkeit zwar nicht gerecht werden können, aber das auch nur deshalb vorgeben können zu tun, weil eben genau die beschriebene Weitung des Blickfeldes aus der Systematik heraus niemals erfolgen kann. Mit dem sich aus eigener Anschauung und nur aus dieser auflösenden Alltag realisiert sich die Veränderung, in der wir alle Mitspieler und manche von uns sogar Mitgestalter sind.
Glaubensvorstellungen
Man könnte auch sagen, dadurch, dass wir Glaubensvorstellungen für bare Münze nehmen, können wir den Alltag überhaupt erst als solchen erleben. Mag er auch noch so abwechslungsreich, geschäftig und extravagant sein, er ist und bleibt eine Aneinanderreihung von geplanten und erwartungsgemäß verlaufenden Erfahrungen, mit denen wir die Richtigkeit unserer Glaubensvorstellungen bestätigt finden.
Das mag in den vergangenen 2000 Jahren ein erfolgreiches Konzept zur Bewältigung von Realität in dieser Dichte des Bewusstseins gewesen sein, indes stehen die Zeichen seit geraumer Zeit auf Veränderung zu einem größeren kollektiven Gewahrsein. Die Glaubensvorstellungen, das sind die Gewissheiten unserer kollektiven Sozialisierung durch Eltern, Schule, Universität und insbesondere sich willig gleich schaltende Medienproduzenten, erfahren schwere Erschütterungen und können mitunter nur noch mit einem extrem hohen Energieaufwand einerseits und der kindlichen Bereitschaft zur Ignoranz und Selbstverleugnung als Basis unseres Selbstverständnisses andererseits erhalten werden.
Wir werden zunehmend der Anhaltspunkte gewahr, dass die von uns wahrgenommene Realität weniger mit objektiven Gegebenheiten der Außenwelt jedes Einzelnen präziser begreifbar werden, sondern mit zunehmendem Verständnis der eigenen Innenwelt und der Funktionsweise unserer psychischen Kurzschlüsse. Wer das relativieren oder dem widersprechen möchte, mag sich auf den mannigfachen Angebotsplätzen der herrschenden Systematik (soziale Medien, Gesprächskreise und Politik, Wirtschaft, Wissenschaft) in aufregenden Diskurs begeben und dort seinen Traumata und innerpsychischen Spaltungen freien Lauf lassen.
Es gibt scheinbar ein individuelles Level von Zusammenhangsverständnis, das den Weg zurück in einen von schläfriger Geschäftigkeit beherrschten Alltag zunehmend erschwert und ab einem bestimmten Erkenntnishorizont unmöglich macht. Unmöglich in dem Sinne, wieder vergessen zu können, was sich einem offenbart hat und hoffentlich nicht unmöglich in dem Sinne, dass wir uns im Alltag nicht mehr zurechtfinden und folglich nicht mehr zu unterscheiden vermögen, mit wem wir es zu tun haben, wenn wir den gemeinsamen Horizont auszuloten bemüht sind.
Die Glaubensvorstellungen markieren die Freiheitsgrade, mit denen wir durch die Welt wandeln und mit ihr in Kontakt treten können. Den meisten Menschen sind sie eher weniger als mehr bewusst und das hat zur Folge, dass uns unser Alltag als solcher erscheint und wir ihn auch gar nicht missen möchten. Und wenn dieses ständig an die Veränderung als einzige wirksame Konstante erinnernde Leben nach Ent-Wicklung der mannigfachen Ver-Wicklungen verlangt, steht eine Unzahl an Angeboten zur Verfügung, die selten eine Verwicklung auflösen, ohne eine neue zu erschaffen.
Dann mag sich das Erleben des Alltags verändert haben und die Illusion erzeugen, wir sind diesem zutiefst zu uns gehörigen Instinkt zur Entwirrung unserer Verwirrtheiten gefolgt, nur um bereits nach Augenblicken zu erkennen, dass uns der “alte Trott” wieder eingefangen hat und die Abwechslung vom Alltag ein Bonbon zur Befriedigung der tiefen Sehnsucht nach etwas viel Größerem war.
Glaubensvorstellungen sind ein mächtiges Werkzeug zur Manifestation von Wirklichkeit. Folgen wir den Glaubensvorstellungen des Mainstream, der wesenhaften Kraft der Masse mit ihrer drückenden Schwerkraft, dann leben wir in dieser versorgungssicheren, aber fremdbestimmten Realität, die unsere kollektive Gegenwart noch maßgeblich bestimmt und die Anhaftung daran gewährleistet. Lösen wir unsere Glaubensvorstellungen auf, entwirren die tief miteinander verwobenen, einander überlagernden und sich ständig der wachen Bewusstseit entziehenden Motive für eine Anhaftung daran, dann werden wir unseren Alltag neu definieren wollen und uns an gesteigerter Lebenslust, Vialität und Begegnungsneugier erfreuen können.
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