Daniel Ackermann kreiert in seinem Dokument „Das Spiel der Illusionen“ den Begriff der Bewissenheit als Brücke zum Verständnis für das Wesen von Bewusstheit. Bewissenheit ist eine qualitativ erweiterte Form von Wissen und denjenigen zugänglich, die sich zu „erinnern” und das „Spiel der Illusionen” zu durchschauen vermögen. Wir wollen nun einmal mehr der Qualität dieses Wissens anhand einer Betrachtung des Begriffs Behinderung nachgehen und diesen Begriff um die angedeutete Qualität von Wissen, um die Bewissenheit zu erweitern suchen.
Zum Behinderungsbegriff in der gewöhnlichen und begrenzten Wahrnehmung
Dem politisch definierten und legitimierten Behinderungsbegriff haben wir uns in den Artikeln Behinderung und Verwandlung und Heilige Inklusion gewidmet und bereits in Ansätzen aufgezeigt, wie ideologische Grundsätze (wir sind alle gleich und haben alle gleiche Bedürfnisse) Zugänge für alle zu Allem erzwingen wollen. Dabei werden sogar seit vielen Jahren Protagonisten ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt, die ihre mentalen Vergiftungserscheinungen sowie ungeheilte Verletzungen und Traumatisierungen öffentlichkeitswirksam zu projizieren wünschen.
Jene verschaffen sich dadurch Luft, dass sie einer ihrerseits im Schuldkult verirrten Zuschauerschaft die Täterrolle für ihre traumatisierte Lebenserfahrung zuweisen, die diese bereitwillig und sogar applaudierend annehmen; so geschehen während der Inszenierung des UN-Klimagipfel. Aber es gibt viele weit weniger prominente und spektakuläre Darstellungen, insbesondere in der aus öffentlichen Mitteln geförderten Kulturarbeit, die alle Formen von Lebensängsten und Unsicherheiten fokussieren und uns Mitmenschen auffordern, an der Verzweiflung und Haltlosigkeit nicht nur teilzuhaben, sondern sie als Ausdruck deren Rechts auf Sosein zu feiern und sie damit in ihrem gestörten Selbstgewahrsein zu bestärken.
Hier sei darauf hingewiesen, dass erst der des gesunden Menschenverstands beraubte und durch das Spiel der Illusionen behinderte Zeitgenosse dafür empfänglich wird und aus seinem Minderwertigkeitsgefühl sich nach vorn auf die Bühne flüchtet und auf diese Weise seinen Selbsthass kompensiert oder demjenigen applaudiert, der sich mit dem Mut der Verzweiflung in den Mittelpunkt stellt. Der zum Mitgefühl und zur Ent-wicklung seiner Verwicklungen fähige Mitmensch ist sich hingegen der Behinderungen durch fehlende Bewusstheit im gemeinschaftlichen Miteinander sehr wohl bewusst und bedarf keiner gebetsmühlenartig wiederholten Maßregeln wie er zu denken, zu fühlen und zu handeln habe und natürlich auch keiner Bemühungen, ihn zur Lösung von Problemen zu nötigen, die er gar nicht hat und mit denen er auch gar nichts zu tun haben möchte.
Vater Staat und die Macht seiner Repräsentanten
Mit einigem naivem Wohlwollen und unserer weitgehend beeinträchtigten Bewusstheit neigen wir dazu, in gesetzliche Rahmenbedingungen und Verordnungen gegossene ideologische Sichtweisen für gut und richtig zu erachten oder fühlen uns wenigstens verpflichtet, ihnen Folge zu leisten, weil „die Mehrheit es so gewollt hat”. Dem durch seinen tiefen Schuldkomplex geplagten und von zahllosen Kriegen geschundenen Menschen im Herzen Europas war es vorbehalten, mit raffinierten psychologischen Maßnahmen das Hirn gewaschen zu bekommen, ohne dass er sich dessen gewahr wird. Es fällt uns schwer zu begreifen, dass die Regelwerke zwar im Gewand zur Förderung von Selbstermächtigung, Vielfalt, Frieden und Freiheit für die Mehrheit der Bevölkerungen daherkommen, aber hinter ihrer hochglanzpolierten Erscheinungsform, hinter der Maske des vorgetäuschten Mitgefühls sich ein handfestes Interesse an Steuerung und Kontrolle nach elitärem Ermessen verbirgt, das seine unmenschliche und heuchlerische Fratze erst dann offenbart, wenn wir zu zweifeln beginnen und Fragen stellen.
Der an dieser Stelle sich aufdrängenden Projektion, Gesetzgeber, Verbände, Parteien, Konzerne und all ihre Zuarbeiter, Mitläufer und Opportunisten seien dumme, schlechte oder böse Menschen, sollten wir uns allerdings von vornherein weder hingeben, noch die Existenz des Bösen leugnen. Es ist alles eine Frage der Sichtweise. Und wie das in den Artikeln dieses Blog üblich ist, wollen wir scheinbaren Widersprüchen ihren Raum lassen, damit sie sich zunächst entfalten können, bevor sie sich in einem wundersamen, gar magischen Prozess aufgelöst haben, wenn wir dafür bereit geworden sind.
Es mag etwas lapidar klingen, aber eine schlüssige Erzählung offenbart sich dem Wesen der Bewissenheit nach derjenigen Sichtweise, die genug Abstand hat, dass sich ihr das gesamte Bild zeigt. Manch ein Vertreter der oben genannten Gruppen mag zwar nur noch im Licht der Öffentlichkeit agieren können, weil er wegen seiner Vergehen an Menschen und den Regeln, die er selbst erlassen hat, erpressbar geworden ist; manch einer mag für seine psychopathische Gesinnung, seine fachliche Unkenntnis, seine Korrumpierbarkeit auffallen.
Aber im Spiel der Illusionen urteilen wir voreilig und stellen nicht in Rechnung, dass es sich beim Geschehen in der Öffentlichkeit um ein großes Theater handelt, in dem alle Beteiligten mit ihren Anhaftungen, Verwicklungen und Identifikationen mit mehr oder weniger Bewusstheit über ihre eigenen Verbindlichkeiten teilnehmen. Und wir nähren dieses Spiel, indem wir munter und arglos unsere eigenen Projektionen für bare Münze nehmen.
Transformation und das neue Spiel
Aber eigentlich dürfen wir uns vor dem Hintergrund sich manifestierender Bewissenheit langsam der Einsicht nähern, dass die uns vertrauten Muster des Denkens und Fühlens langsam aber stetig aufgelöst und in die Spielart eines neuen Daseinszustandes transformiert werden (das kann nach menschlichem Ermessen schon recht bald sein oder noch eine Ewigkeit dauern). Hier und da können wir bereits die neuen Regeln sich wandelnder Realitätsbeschaffenheit im Kleinen wie im Großen erahnen. Menschen aus der Nachbarschaft suchen nach neuen Formen und Regeln des miteinander Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens in kleinen und überschaubaren Gemeinschaften, während großangelegte Strukturen der Macht und Kontrolle in Spielregeln überführt werden, die diesen Transformationsprozessen gerecht werden und gleichsam die Aufmerksamkeit von uns Menschen und damit unsere Energien in Form oben angesprochener Projektionen weiterhin binden sollen.
Es dürften nicht mal uns unbekannte Regeln sein, die uns da bevorstehen, nur haben wir uns ein ums andere Mal verführen lassen, sie als illusionär und realitätsfremd zu betrachten und uns auf diese Weise in das Spannungsfeld des Dramadreiecks zurück begeben, um den uns zugewiesenen Platz in der Abgetrenntheit von allem anderen und von allen Anderen einzunehmen. Da jedes Spiel irgendwann zu einem Ende kommt, dürfen wir davon ausgehen, dass einmal mehr ein solcher Zeitpunkt erreicht ist und wir uns in diesem einerseits kosmisch energetischem, andererseits durch lebendige Wesenheiten gesteuerten Prozess befinden, der Neues hervorbringt, nachdem Altes der Zerstörung preisgegeben wurde.
Veränderungsprozesse auf der Ebene des Einzelnen
Auf der individuellen Ebene äußert sich die Transformation in der Auflösung behindernder Einflüsse hin zu bislang verborgenen Erkenntnissen. Beispielsweise dürfen wir in Erwägung ziehen, dass wir viel mehr mit dem zu tun haben, was uns widerfährt, als uns lieb ist. Alte Redensarten wie ‘Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus’ und ‘Was du nicht willst, das man dir tut, das füg‘ auch keinem ander’n zu’, entstammen einer Erinnerung an die Wirklichkeit, in der die Trennung zwischen uns und dem anderen, zwischen innen und außen noch nicht so groß gewesen ist wie heute. Und doch sind diese blassen Erinnerungen nur ein zaghafter Fingerzeig auf eine Wirklichkeit, in der das, was beispielsweise bei Daniel Ackermann und bei Arn Allingham als Einheitsbewusstsein beschrieben wird, als Selbstverständlichkeit des Mensch-Seins erfahren werden kann.
Dann werden wir das von der Schöpfung getrennt Sein bis zur Neige ausgekostet haben und uns in unserer wieder erinnerten Bewissenheit für andere Spielregeln des Miteinanders öffnen, weil wir dadurch bereit und fähig geworden sind, die Verbindung zu unserer Quelle wieder unzweifelhaft zu erfahren und die Gestaltung unseres Lebens individuell und kollektiv in die eigenen Hände zu nehmen.
Vor diesem Hintergrund begegnet uns in unserer Lebenswirklichkeit im Anderen und den Ereignissen, die uns vermeintlich zustoßen, genau das, was einen Aspekt unseres Soseins spiegelt und uns anzeigt, wo wir tatsächlich stehen und nicht, wo wir glauben zu stehen (siehe auch die Aufstiegs-Schriften von Zingdad und dort insbesondere das Kapitel über das Einssein). Die Erfahrung des Anderen, sowohl die des Lehrers, des Mentors oder des Vorbildes, ist gleichermaßen illusionärer Art wie die des Diebes, des Betrügers oder gar des Mörders.
Es ist schwerer Stoff für den ungeübten Geist, der im Bewusstsein seiner Abgetrenntheit von allem anderen Oberwasser zu behalten sucht, sich mit seinen Glaubensvorstellungen identifiziert und an der Kontrolle über seine Bewusstheit festhält und sie deshalb mit immer weiteren illusionären Gedanken, Gefühlen und Handlungen nährt.
Veränderungsprozesse im Kollektiv
Was hier gerade mit der Realitätsbeschaffenheit auf unserer Erde geschieht, die Transformationsprozesse antreibt und uns Menschen so sehr verändert, wie es alle paar tausend Jahre die Weisen mit ihrer Angebundenheit an die Wirklichkeit vorausgesagt und überliefert haben, ist aus unserer Perspektive kaum erfassbar, weil wir so nah vor dem Bild stehen. Weil wir uns an unsere Scheinrealität gewöhnt haben, denn sie suggeriert uns, wenigstens zu einem kleinen Teil, Kontrolle über unser Leben. Der Volksmund spricht von „mehr Schein als Sein” und erinnert uns einmal mehr an das vergessene Wissen.
Lassen wir uns nicht mehr „ein X für ein U vormachen”, trauen wir wieder unseren Augen, lassen das bereits verfaulende Obst unter seiner industriell bearbeiteten Schale links liegen und greifen zur nährstoffreichen und schmackhaften Frucht mit ihrer nicht immer glänzenden, aber dafür organisch und natürlich gewachsenen Oberfläche. Der Schein, das Unechte und nicht Wahrhaftige ist nicht an und für sich böse, schlecht und abscheulich. Es ist vielmehr ein Produkt schöpferischer Notwendigkeit, die unserer Bewusstwerdung bis zu diesem heutigen Punkt gedient hat, um endgültig zum Abschluss zu bringen, was uns zunehmend bewusst geworden ist und den Transformationsprozess begleitet und voranbewegt.
Ein langer Weg führte zu diesem Schimmer einer Erkenntnis, er dürfte nach unseren Begriffen davon viele Leben lang gedauert haben, bis dann der Groschen gefallen ist, das Unterscheidungsvermögen ein für allemal da war und nie mehr hinter dem Schleier des Vergessens verschwinden musste. Und dabei gibt es viele unterschiedliche Grade und Schichten dieses Bewusstseins, der Bewissenheit, die wir in Rechnung stellen müssen, da Einsichten immer nur so weit reichen, wie deren zugrunde liegenden Glaubensvorstellungen und Konzepte es zulassen.
Auf dem Wege zum erweiterten Behinderungsbegriff
Bei der einen Thematik haben wir vielleicht aus welchen Gründen auch immer einen tieferen Einblick bekommen als bei einer anderen und das mag daran liegen, dass wir im ersteren Falle schon recht unabhängig von persönlichen Verbindlichkeiten und Verwicklungen das größere Bild zu sehen imstande sind, während anderweitig die Sicht noch durch Projektionen und Identifikationen behindert wird und uns die Zugänglichkeit versperrt. Mit anderen Worten, wenn wir unsere sehr unterschiedlichen Fähigkeiten zur Bewissenheit berücksichtigen und uns darüber bewusst werden, dass Zugänge nicht das Ergebnis von äußeren Umständen, sondern von inneren Prozessen und einer Form von seelischer Reife sind, dann können wir uns dem Gedanken eines erweiterten Behinderungsbegriffs nähern. Wir werden uns gewahr, dass uns ganz neue Formen des Lernens bevorstehen, die bislang nur im Verborgenen gehandelt und in der Öffentlichkeit nicht selten diskreditiert wurden. Lernziele werden nicht mehr definiert aus Ansprüchen, die sich aus Ideologien, theoretischen Konzepten und Bedarfen einer kollektiven und damit sozialistischen Ordnung ableiten, sondern an nichts geringerem als der Wirklichkeit aus einer Perspektive der Bewissenheit.
Das Bewusstsein ist unendlich und ganz und gar nicht kollektiver Natur, sondern entspringt dem Reifezustand der Seele seines Trägers. Wie bereits in verschiedenen Artikeln dieses Blog angedeutet, ist es aus dem Geist des Einsseins heraus zwar grundsätzlich jedem zugänglich, aber wir sind mit zahlreichen Behinderungen dieser Sichtweise unterschiedlicher Qualität konfrontiert. Die meisten Zeitgenossen sind gar noch weit von der Ahnung vom Einssein auf der Ebene des Bewusstseins entfernt, ganz zu schweigen von Biorobotern, die eine sehr spezielle Form des menschlichen Daseins gewählt haben und dem Ruf ihres Beitrags zum Geschehen gefolgt sind.
Die Qualitäten behinderungsfreier Bewusstheit
Wir wollen hier aber eng an unserem nunmehr erweiterten Behinderungsbegriff bleiben und den Fokus auf die Qualität der Bewusstheit legen, die den Schalter umzulegen vermag, von der Illusion der Abgetrenntheit hin zur Wirklichkeit des Einheitsbewusstseins. Wir dürfen sie uns nicht als eine räumliche Grenze vorstellen, die man zu überschreiten vermag, obwohl die Qualität der Bewusstheit Empfindungen von Präsenz, Gewahrsein, Fokussiertheit, Energie, Wachheit, Klarheit und nicht zuletzt Verbundenheit mit dem, was wir als Quelle, Gott, Alleins bezeichnen, einhergeht.
Dieses Erleben haftet nicht an Identifikationen, Projektionen, Reaktionen, sondern ist der lebendige und aktive Ausdruck des Seins. Es stellt sich ganz plötzlich ein, wird getragen von Freude und pulsiert mit anderen Ausdrücken des Seins in der Natur, in der Begegnung und erfährt sich grenzenlos und im Vertrauen auf die Führung durch die Verbundenheit mit der Quelle. Es fällt zunächst gar nicht auf, als das, was es ist. Wir neigen dazu, diese Freude einem Auslöser außerhalb von uns zuzuordnen; auf diese Weise tarnt sich die Wirklichkeit hinter unseren illusionären Kommentaren und Erklärungen, die nicht nur überflüssig sind, sondern sogar ihren Teil dazu beitragen, dass uns das Gewahrsein für das Wesentliche heimlich wieder zu verlassen scheint.
Das Erleben des Seins ist stattdessen ganz und gar unabhängig von den Ereignissen im Außen, sondern Ausdruck eines inneren Zustandes, der sich unentwegt in Wirkung befindet und vor dem wir uns ängstlich verschließen und von ihm abkehren, indem wir festzuhalten suchen, was uns zusehends entgleitet. Natürlich kann das Wesentliche uns gar nicht verlassen, es kann nur wieder überlagert werden von den Gedanken, Gefühlen, Interpretationen und Konstruktionen, die wir jahrzehntelang zu nutzen gewohnt waren, weil der Lebensalltag uns darin zu bestätigen schien, dass es die wirkliche Realität war, die wir in all ihrer Widersprüchlichkeit erfahren haben. Die Gewohnheiten suggerieren uns die Kontrollierbarkeit der Veränderung und Entwicklung und sorgen dafür, dass wir uns neue illusionäre Strukturen geben oder gar in alte Muster zurückfallen.
Machen wir diese Erfahrung auch hunderte Male, es wird immer wieder die in diesem Leben nicht mehr zu löschende Erinnerung daran sein, dass es die Bedeutungen sind, die wir den Gedanken, Gefühlen und Handlungen geben und dass dies nicht auch in Zukunft immer so sein muss. Es mag nicht gelingen, über einen längeren Zeitraum oder gar dauerhaft den durch die Seinserfahrung frei gewordenen Raum mit Bewusstheit zu füllen. Das ist aber auch gar nicht nötig, weil wir nun wissen, dass wir unsere wiedergefundene Anbindung nicht verlieren können. Eine Qualität, die uns immer in vollstem Umfang zur Verfügung steht, auch wenn die illusionären Kräfte uns durch ihre machtvollen Erscheinungsformen immer wieder in die alten Dramen hineinzuziehen trachten.
Das Unvermögen, sich den Wirkungen dieser Dramen zu entziehen, ist die einzige, grundlegenste und umfassendste Form von Beeinträchtigung, die es in unserem Dasein gibt, die aber gleichzeitig zwingend notwendig ist, um die Erfahrung des Hierseins machen zu können, bevor wir uns auf den Weg begeben können, sie aufzulösen. Wird uns das Spiel und seine Regeln bewusst, dann werden wir uns auch der Essenz unseres Daseins gewahr und erkennen, dass die Illusionen ihre Aufgabe erfüllt haben, uns diese Erfahrung zu ermöglichen. Es spielt dabei keine Rolle, wie lange es dauert, bis wir zu dieser Erkenntnis kommen, denn die Zeit ist selbst ein Aspekt, der zu unserer Irritation beiträgt und auf die gleiche Weise an Bedeutung verliert, wie wir uns dessen bewusst werden.
Die Zugänglichkeit zur Erkenntnis selbst, der Weg dahin, alles mehr und mehr mit Bewusstheit zu durchdringen, soll uns hier nicht weiter beschäftigen, denn sie ist für jeden einzigartiger Natur und von Bewusstseinsforschern aus ihren unterschiedlichen Perspektiven beschrieben worden (z.Bsp. in dem auf dieser Webseite verlinkten Dokument von Daniel Ackermann).
Die Erscheinungsformen des Spiels durchschauen
Wir wollen vielmehr zurückkehren zur großen Täuschung, der wir uns bereitwillig hingegeben haben, als wir annahmen, der Behinderte leide an den sinnlichen, körperlichen oder psychischen Grenzen, die ihm sein Sosein setze. Vor dem Hintergrund der Kenntnis des Konzepts vom Dramadreieck sind wir nun in der Lage, uns mit unserem Wunsch dem Behinderten zu dienen, als Retter identifizieren und wenn wir dann noch den ins Metaphysische erweiterten Behinderungsbegriff zugrunde legen, dann schließt sich der Kreis des Spiels, das uns immer wieder verführt hat, auf die eine oder andere Weise mitzuspielen.
Je weniger es dem Spiel gelingt, uns hineinzuziehen, desto klarer wird sich uns der Blick dafür eröffnen, dass der “geistig Behinderte”, in der Sprache der Menschenkunde so genannte “Seelenpflegebedürftige” nicht in erster Linie der Förderung seiner Selbstbestimmtheit bedarf, sondern er uns Gelegenheit gibt, unsere Glaubensvorstellungen zur Realität eigener Selbstbestimmtheit wahrzunehmen und daraus unsere Bewusstheit zu entwickeln. Wir sind nicht irgendwie alle ein bisschen behindert und können uns deshalb auf Augenhöhe und mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Das will uns das Konzept des Behinderungsbegriffs vor dem Hintergrund der mutwilligen Gleichstellung aller Menschen zwar gerne weismachen, um unser Einverständnis zu erschleichen, aber es ist vielmehr genau anders herum.
Unsere Sichtweise als Beteiligte des Spiels der Illusionen ist von der Philosophie des minderwertig Seins geprägt und für gewöhnlich projizieren wir diese Sichtweise auf unser Gegenüber, dem vielleicht die sinnliche Wahrnehmung fehlt oder der nicht zu einer mentalen Verarbeitung dessen, was in ihm und um ihn herum geschieht, fähig ist. Unser größerer Bewegungsspielraum in körperlicher, sinnlicher und mentaler Hinsicht suggeriert uns die Überlegenheit, aus der heraus wir uns in die Retterrolle herablassen und Selbstbestätigung und Aufwertung durch unsere gute Taten erfahren. Also dienen wir damit uns selbst und unserem Selbstwertgefühl.
Der Beobachtung den Vorzug vor der Tat geben
Solange wir die Qualität unserer Lebenserfahrung und der anderer an dem messen, was uns veränderungswürdig erscheint, sind wir nicht Beobachter vom Hamsterrad, sondern die Insassen, die unaufhörlich rennen. “Es gibt nichts Gutes außer man tut es” ist keine falsche Redensart, sondern sie überbewertet die Tat in einem vielschichtigen Prozess des Erschaffens. Aus diesem Lebensgefühl resultiert die nicht aufhörende Kette aus Tätigkeiten, die unsere Sehnsucht nach Sein bedient, ohne den Zustand dauerhaft etablieren zu können. Bei allem Streben nach gleicher Zugänglichkeit für alle werden wir nicht unserer eigenen Behinderung gewahr, die Welt so zu sehen wie sie ist, ganz und gar vollständig und perfekt konstruiert.
Der Weg zu dieser Erkenntnis ist wie oben erwähnt individuell, aber wir erfahren alle gleichermaßen diese Realitätsbeschaffenheit, die uns in allerlei Verwicklungen unserer Ansichten führt. Wir lassen uns tief hinab in diesen Zustand größtmöglicher Behinderung, bis wir an den Punkt kommen, an dem wir uns entscheiden, umzukehren. Und das ist der entscheidende Moment, an dem wir individuell die Richtung ändern und unsere Behinderungen zu transformieren beginnen.
In diesen Zeiten kündigt sich epochaler Wandel an und da hier bei uns noch friedvolle Umstände vorherrschen, tun wir gut daran, auch weiterhin unseren Blick dafür zu schärfen, wie wir uns auch in Hinsicht auf das Thema Behinderung durch mangelhafte Bewusstheit täuschen ließen. Wir gingen selbstgerecht davon aus, dass unsere Herzen für die gute Sache schlagen und wir mit unserer Befürwortung und manchmal sogar kraftvollen Initiative einen kleinen Beitrag zur schönen neuen Welt leisteten. Und wir ahnten nicht, dass wir in den Geschichten von Aldous Huxley und George Orwell nicht die Beobachter der Gefahr kommender Verhältnisse waren, die Betroffenen in den Geschichten beider Autoren. Wir haben sie gelesen und sie für Science Fiction gehalten, statt in Erwägung zu ziehen, dass es sich um Geschichtsbücher handelt. Aber dann passierte, was passieren musste: Wir erlebten das große Erwachen. Heureka!
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