‘Bewusst werden ist ein Akt des Erkennens – und nicht des Verstehens.’ (Daniel Ackermann)
Die meisten heute lebenden Menschen im Westen kennen Vorbilder lediglich aus der Matrix-Realität (daran hat der Film auch unter denen, die ihn gesehen haben, rein gar nichts geändert). Es sind im Sinne der vorherrschenden Realitätsbeschaffenheit Leute, die es zu Reichtum, Berühmtheit, Erfolg und Anerkennung gebracht haben und deren Präsenz in den Medien ungebrochen ist, solange sie auf die Werte des Westens schwören und sich mit ihnen identifizieren. Seit die Risse in der matrix immer offenkundiger werden kommen die Vorbilder, Lehrern, Anleiter, ‘Influenzer’ Mentoren aus der alternativen Szene einer heraufkommenden Veränderung unserer Realitätsbeschaffenheit hinzu, die alternative Sichtweisen predigen (Dieser Begriff lässt uns bereits erahnen, dass es auch dort maßgeblich um Glaubensvorstellungen geht, die nun durch neue ersetzt werden sollen)
Erstes Erwachen
Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmtheit sind Schlüsselbegriffe derer, die sich auf ihre persönliche Bewusstheitsreise, manchmal mit dem Ziel eines dauerhaften Bewusst-Seins begeben haben. Diesen Zustand zu etablieren ist ein langer Weg, der von ersten Erfahrungen eines individuellen Erwachens zu neuen Irrtümern und Missverständnissen führt. Wir wenden uns immer neuen Thematiken zu, die wir einstmals, noch weitestgehend identifiziert mit den alten Glaubensvorstellungen, erschöpfend für uns geklärt zu haben meinten und stellen fest, dass die alten Annahmen unserer Überzeugungen nicht mehr haltbar sind. Wir werden gewahr, dass Fragen zu einem Thema gleichzeitig andere Themen in Frage stellen, denn die Tiefenschärfe unseres Blickwinkels lässt vorher ungeahnte Verbindungen und Verknüpfungen sichtbar werden.
Mit dem Erwachen, das wir hier definieren wollen als das Erlebnis eines plötzlichen Gewahrwerdens von Unstimmigkeiten, die wir nicht wahrgenommen hatten, oder die uns unwesentlich erschienen waren. Zunächst sind wir überfordert mit den neuen Eindrücken, für die wir ja keine funktionierenden Maßstäbe zu ihrer Bewertung und Einordnung haben, während wir für gewöhnlich mit unseren Fragen in Familie, Freundes- und Bekanntenkreis und unter Arbeitskollegen bestenfalls auf Unverständnis, aber eher auf stereotype Reaktionen spöttischer Art oder gar brüske Zurückweisungen und Diffamierungen stoßen. Das macht die Sache noch komplizierter, denn die Realität unseres Alltags mit all seinen Begegnungen, Erwartungshaltungen, Meinungen und den Sichtweisen, mit denen wir ja aufs Engste verknüpft sind, scheint in seiner trägen Beschaffenheit zu verbleiben und darüber müssen wir darin auch weiter funktionieren!
Die Matrix unseres herkömmlichen Wachbewusstseins spiegelt uns die Realität unserer eigenen Vorstellungswelten und wir können uns nicht von heute auf morgen von der Identifikation mit unseren Sichtweisen lösen, mit denen wir verhaftet sind. Weit davon entfernt, uns aus der Fülle der heran stürmenden neuen Eindrücke ein gleichsam stimmiges Bild entwerfen zu können, wie wir es mitunter Jahrzehnte zuvor getan hatten, münden die vielen Zweifel nicht selten in eine Ver-zweiflung an der Bausubstanz unseres Selbstverständnisses, das die Pfeiler der Identifikationen mit unseren Sichtweisen kaum noch zu stützen vermag.
Für die oft beschriebene Krise des Mittleren Alters, die in einer klassischen und gewöhnlichen Biografie vergleichsweise Prozesse in Gang gesetzt haben mag, waren reichlich Ratgeber zur Hand und die persönliche Problematik einer aufkommenden Bewusstheit wurde zügig in eine Sinnfindung kanalisiert, die in in bereits herrschenden Glaubenssysteme mündete und den dortigen Verbleib sicherstellte, während gängige Vorbilder und die dahinter stehenden Überzeugungen durch eine gewisse Ernüchterung illusionären Strebens relativiert wurden.
Die systemische Rettungsvariante
Heute spielen Eltern, die sich bereits früh von ihren Kindern lösen (müssen) eine weniger wesentliche Rolle bei der BewusstSEINsbildung. Sie werden den Kleinsten als Vorbilder und Orientierungshilfen in der fremden Welt des physischen Daseins schon bald nach ihrer Niederkunft nicht mehr zur Verfügung stehen. Diese Rolle übernehmen akademisch ausgebildete Fachleute in staatlichen Institutionen und wirken bereits im Hort und Kindergarten als Übermittler gewünschter Narrative, die auf der Basis einer kollektiven statt einer familiären Perspektive konstruiert sind.
Die Protagonisten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medizin und natürlich den Medien liefern die Blaupausen für ein Bewusstsein, das institutionell hierarchisch bis auf die unterste Ebene der Pädagogen und Sozialarbeiter als Vorbilder für unsere Kinder durchgereicht wird. Auf allen Ebenen werden gesetzliche Vorgaben, ideologisch dienliche Forschungsergebnisse, zentralisierte industrielle Komplexe sowie vereinheitlichte Ströme von Informationen gleichgeschaltet. Das Bemühen um umfassende Kontrolle der Reifung und Entwicklung von Bewusstheit ist die systemische Antwort auf den natürlichen und unaufhaltsamen individuellen Prozess eines beseelten Menschen.
Eine wesentliche Folge des planvollen Eingreifens und Steuerns ist der zunehmende Verlust aller passiven und weiblichen Qualitäten wie Hingabe, Akzeptanz, Offenheit auf der einen Seite und aller aktiven und männlichen Qualitäten wie Mut, Verantwortung, Unabhängigkeit auf der anderen Seite. Es gibt in der systemischen Variante des Umgangs mit erwachendem Bewusstsein keine individuellen menschlichen Vorbilder mit gesundem Menschenverstand oder durch das Leben geläuterten Erfahrungen, sondern nur noch Vermittler von Ideologien, mechanistischen Verhaltensempfehlungen und planvollen Abläufen mit Sicherheitszertifizierungen.
In die fertige Form gepresst, werden wir dann mit 21 Jahren zu Erwachsenen erklärt, haben die Spielregeln für das Leben in der Gemeinschaft weitestgehend verinnerlicht und alle wesentlichen Fragen an das Leben in mehr oder weniger befriedigenden Antworten gefunden, die unsere Funktionsweise in der Realitätsbeschaffenheit des Alltags sicherstellen. Danach aufkeimende Erwachensprozesse werden kanalisiert und in einen sich bereits abzeichnenden größeren Spielplatz des Vorstellungsvermögens zu integrieren versucht. Doch dazu später mehr.
Der natürliche Rettungsinstinkt
Haben wir den oben beschriebenen Zustand der Desorientiertheit als Folge von Erwachensmomenten erst einmal auf die eine oder andere Art ausgehalten, ohne allzu frühzeitig unser Heil in den systemischen Lösungsangeboten zu finden, wenden wir unseren Blick zunächst zaghaft auf alternative Informationsquellen in unserem Umfeld, in der Literatur und insbesondere den sozialen Medien. Wir besinnen uns unserer Fähigkeit zum vorurteilslosen Zuhören und halten Ausschau nach geeigneten Beschreibungen und Perspektiven von Leuten, die sich bereits auf dem Wege befinden, während wir noch unsere ersten Schritte in unbekannten Vorstellungswelten unternehmen.
Fühlen wir uns angesprochen von ihren Sichtweisen, dann hören wir ihnen häufiger zu und vielleicht kommen sie in die engere Wahl für ein (vorläufiges) Vorbild mit der Qualität einer Lehrer-Schüler-Beziehung. Mitunter haben wir uns bereits seit Jahrzehnten mit den Spielregeln und Maßgaben des gewöhnlich erscheinenden gemeinschaftlichen Lebens arrangiert, bevor wir nun wieder mit begeisterungsfähigen Augen eines Kindes auf all das Neue blicken, dessen wir gewahr werden dürfen. Wir sind genügend ent-täuscht durch unsere alten Sichtweisen und wieder bereit, uns auf Vorbilder einzulassen, die uns mit ihrem Erkenntnisweg Beispiel geben könnten.
In unserer Schul-, Ausbildungs- und Studienzeit hatten neben den Eltern zunächst noch Lehrer, Ausbilder und Gelehrte eine gewisse Vorbildfunktion im Hinblick auf Rahmen und Inhalte unserer Bewusstseinsbildung. Von Vorbildern ließen wir uns bilden, wir waren gewillt, ihre Hinweise und Lehre für bare Münze zu nehmen. Sie trugen individuelle Züge ihrer eigenen Lebenswege und waren gezeichnet von den Erfahrungen, die sie für uns zu Persönlichkeiten machten. Nicht das Schulwissen machte sie zu respektierten Lehrern, sondern ihre weiten und tiefen Sichtweisen machten sie zu Vorbildern.
Erwachen und erwachsen werden
Erwachen geht gewissermaßen mit dem Schmerz des Erwachsenwerdens einher. Wir werden durch in uns angelegte Heilungsprozesse zu Themen geführt, die beachtet werden wollen und uns aus der Not zu Suchenden machen. Haben wir uns oft genug von systemischen Rettungsangeboten enttäuscht abgewendet und uns darüber hinaus nicht mit ihrer Ratlosigkeit abgefunden, uns also nicht wieder einschlafen lassen, werden wir nicht zur Ruhe kommen, ehe sich neue Sichtweisen abzeichnen.
Erst dann beginnen wir eine Sprache zu entwickeln, die unserer Suche Ausdruck verleiht und uns in die Lage versetzt, uns mitzuteilen. Sind wir reif dafür, dann begegnen wir vielleicht Menschen, die gewissermaßen zu unseren Mentoren werden oder wir vergraben uns in Weltliteratur und Sachbücher und folgen auf eigene Faust den Spuren der Hüter des Wissens. Dort entdecken wir Projektionsflächen, die unserer Suche eine Stimme und den inneren Prozessen Ausdruck verleihen.
Das Erwachen vermag uns auf eine neue Ebene des Gewahrseins zu heben und wir beginnen zu ahnen, dass unsere Entfremdung von allem, was uns als Einweihung vage vermittelt worden war, nicht einer Ent-wicklung des modernen Menschen folgt, sondern dazu beiträgt, dass er in seinen Ver-wicklungen stecken bleibt. Die systemischen Angebote zur Fokussierung unserer Aufmerksamkeit und Energie werden früher oder später jeglichen Glanz verlieren und unsere Bewusstheit wird uns dabei dienen, zu unterscheiden und zu erkennen, wes Geistes Kind diese Angebote tatsächlich sind.
Der virtuelle Raum
Heutzutage stehen uns neue Technologien zur Verfügung, um diesen Weg zu beschreiten, oder uns auf andere Fährten führen zu lassen. Wir nutzen das Internet und finden in den Suchmaschinen innerhalb von Sekunden Anregungen zur Vertiefung von Themen aller Art, Hinweise zur weiterführenden Recherche und wir werden aufmerksam auf die sogenannten Influencer, die unsere Unterscheidungsfähigkeit auf die Probe stellen. Viele Perspektiven lehnen wir ab, weil uns die Motive ihrer Protagonisten bekannt sind und wir uns darüber hinaus wähnen, oder wir stellen sie zunächst zurück, weil wir keinen Zugang haben und sie uns mehr verwirren als aufklären.
Spielen sich die Inhalte innerhalb unseres Horizontes ab, gehen wir mit ihnen in aufregende und vitalisierende Resonanz und folgen ihrer magnetischen Anziehungskraft, dann lassen wir uns mehr und mehr auf die Sichtweise des Protagonisten ein. Das ist die Phase, in der wir unsere Identifikation mit dem Überbringer der Botschaft einleiten. Die Beziehung zu diesem Menschen wird initiiert, ein Vorbild erscheint vor unserem inneren Auge und wird vielleicht zu einem Mentor.
Realität in seiner alten Beschaffenheit
Wir fanden einstmals Orientierung in der uns bis zur Neige vertrauten Realitätsbeschaffenheit und leiteten daraus Ordnungen ab, die wir auf der Grundlage dessen errichteten, was wir glaubten. Übereinkünfte zu etwas gemeinsam Vermutetem zu treffen, ist nicht der Beweis seiner Richtigkeit, sondern lediglich eine Einvernehmlichkeit der Sichtweise und das ist nicht mehr und nicht weniger als ein kollektives Glaubensbekenntnis. Gehen wir nämlich all dem auf den Grund, was wir zu wissen glauben, wird schnell deutlich, dass nicht Wissen, sondern einzig und allein der gemeinsame Glauben der Überzeugung zugrunde liegt und damit dem Dogma Vorschub leistet. Statt die Fragen von kleinen Kindern nach dem Warum und damit nach den Ursachen für bare Münze zu nehmen und uns auf dem Glauben fußenden Scheinwissen bewusst zu werden, bringen sie uns regelmäßig auf die Palme oder zum Lachen.
Wir finden diese Tendenz in allen Überzeugungen, die sich auf der Grundlage von Theorien zu alternativlosen Glaubensbekenntnissen verwickelt haben. Als prominente Beispiele seien hier die Urknalltheorie in der Physik bzw. Astrophysik genannt, die Evolutionstheorie in der Biologie bzw. Anthropologie, der Sozialismus in den Wirtschaftstheorien, die Demokratie in den politischen Wissenschaften und so fort. Wir vergaßen (der Bequemlichkeit halber), dass wir aus theoretischen Annahmen unsere Überzeugungen konstruierten.
Wir sind aus der Sichtweise der alten Realitätsbeschaffenheit nach und nach daran gewöhnt worden, unsere künstlichen Modelle von der Welt als alternativlose Gewissheiten, also Dogmen, aufzufassen. Unsere Unterscheidungsfähigkeit zwischen Glauben und Wissen haben wir der Macht des Faktischen und damit dem Vergessen preisgegeben. Ganz zu schweigen von der Vorstellung eines ungetrennten Einsseins im Geiste, die Gewissheit nur auf der individuellen Ebene, nämlich als Funktion von Bewusstheit des Einzelnen und seiner Verbundenheit mit dem Ganzen kennt.
Wenn wir mit Tausenden und Abertausenden Menschen auf die Straße gehen, uns die gleichen Westen anziehen, die gleichen Parolen singen, im Gleichschritt marschieren und die gleichen Ziele verfolgen, dann sind wir vereint in unserem Glauben daran, dass wir selbigen teilen und das gibt uns auf einer sehr naiven Ebene, der psychologisch, kollektivistischen Ebene, Gewissheit. Unsere Vorstellungsrahmen fußen in un- bzw. vorbewusster Weise auf den gleichen zugrunde liegenden Annahmen und sind in gleicher Bauart mental repräsentiert. Der gemeinsame Glauben an die miteinander geteilten Überzeugungen korrumpiert unsere immer präsente, aber weitgehend unbestimmte Ahnung vom Einheitsbewusstsein, dessen wir uns in der Verbundenheit im Geiste gewahr werden.
Die neue Realitätsbeschaffenheit
Vorbilder spielen in jedem Reifungsprozess eine entscheidende Rolle. In der Entwicklungspsychologie wird vom ‘lebenslangen Lernen’ gesprochen, wenngleich das heute freilich vielmehr die Anpassungsbereitschaft an aberwitzige oder gescheiterte gesellschaftliche Ziele adressiert und im Verbund mit der Resilienz daherkommt, als die grundsätzliche Fähigkeit jedes beseelten Menschen beschreibt, den Horizont seiner eigenen Tief-, Um- und Fernsicht zu erweitern oder zu transzendieren und um weitere Betrachtungsebenen ergänzen zu können. Aber sei es drum.
Wenn hier vom Aufwachen die Rede ist, dann handelt es sich um den individuellen Prozess, umfassendere Bewusstheit und Erkenntnis zu erlangen. Und da wir dann zunächst neue Wahrnehmungen haben, gänzlich neuer Phänomene gewahr werden, Menschen mit besonderen Fähigkeiten kennenlernen und die Fülle der Eindrücke (insbesondere die Unfassbarkeit unserer Unbewusstheit) uns mitunter zu überwältigen droht, neigen wir in einer natürlichen Reaktion auf unsere unreife und unausgebildete geistige Verfassung zur Hilfebedürftigkeit und Führung von außen.
Wie das kleine Kind, das sich der Komplexität der Welt mit seinen beschränkten Möglichkeiten gegenübersieht, sich in der Nähe seiner Eltern sicher und behütet fühlt und in diesem Rahmen eigene Erkundungen zutraut, wenden wir uns nach dem Erwachen unseres Potenzials den Menschen zu, die mit diesen Entwicklungen vertraut zu sein scheinen und uns Anregungen für den Umgang mit neuen Erfahrungen geben können. Wir glaubten einst, Erwachsene zu sein und das Stadium der Notwendigkeit von Vorbildern längst hinter uns gelassen zu haben und auf einmal kommen sie unerwartet wieder ins Spiel, die Wegweiser für unseren Aufenthalt und unsere Aktivitäten in bislang unbekannten Realitäten. Sie begleiten unsere ‘Einweihung’!
Freilich erleben wir uns zunächst gleichzeitig und weiterhin in der uns bekannten alten Realitätsbeschaffenheit, aber wir werden ein wenig geschmeidiger im Umgang mit unseren Identifikationen und dem, was wir zu wissen glaubten. Die Trug-Vorbilder aus den Ideologien von Geschlechtergerechtigkeit, Vielfalt, Frieden und Freiheit etc., ohnehin meist nur noch schemenhafte Abziehbilder ohne Saft und Kraft, werden uns als Lückenfüller für unsere Sehnsucht nach Idealen gewahr, denn sie dienten als Stellvertreter für die ausgebliebene Einweihung des jungen Menschen zum Erwachsenen. Sie wurden uns von denen angeboten, die ihrerseits gleichfalls ihre Ent-wicklung entbehren mussten und nie erwachsen werden konnten. Vorsatz vorausgesetzt, dürfte in keinem Land der Welt dieses babylonische Prinzip so gründlich und nachhaltig realisiert worden sein wie im gegenwärtigen Deutschland.
Allerdings ist der Wandel der Realitätsbeschaffenheit ein nur begrenzt beeinflussbares energetisches Wirken kosmischen Ausmaßes, dem auch diejenigen verpflichtet sind, die über den Erhalt der Kontrolle wachen. Werden wir der Risse in der Matrix gewahr, dann eröffnen sich uns die Möglichkeiten der Ent-wicklung von Bewusstheit, des Erinnerns, die jedem beseelten Menschen im Grunde naturgegeben sind. Dieser Prozess ist deshalb so individuell, weil für jeden, der sich zu erinnern vermag, dieser Riss an einer anderen Stelle offenkundig wird und den Weg des Erwachens einleitet. Mit dem Geschenk dieser Erkenntnis außerhalb der uns scheinbar beherrschenden Macht-, Trennungs- und Geldspiele ist schon eine Ahnung von der Welt jenseits der Matrix verbunden, wenn auch der langwierige Weg dahin freilich noch vor uns liegt und gleichermaßen über andere, nicht weniger illusionäre Realitäten führen dürfte.
Sie wollen nur das Beste … und tun es sogar
Mit einigen Suchbegriffen bei Youtube zeigen sie sich in vielfältiger Weise, die Aufklärer der aktuellen Stunde, sofern sie nicht nach dortiger Sperrung ihrer Kanäle ihre neue Heimat auf anderen Plattformen gefunden haben: Aufdringlich oder zurückhaltend, weitschweifig oder konkret, inspiriert oder akademisch, uneigennützig oder gewinnorientiert; die vielen Begleiter mit ihren Reiseangeboten in eine Zukunft der Selbstermächtigung oder auch der zuckersüßen Realitätsverleugnung. Jetzt beginnt die Prüfung der zunächst geeignet erscheinenden Vorbilder für ein vertiefendes Studium der Realität hinter der Illusion. Genauso wie jeder von uns seinen Weg an dem ihm eigenen Punkt des größten Lichteinfalls auf die eigene Bewusstheit startet, so individuell ist die Auswahl der ersten Vorbilder, der Influencer in den sozialen Medien, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten und ihren Einfluss auf unser Begriffsvermögen auf uns wirken lassen.
In dieser unübersichtlichen Vielfalt der Angebote, die sich zu manifestieren beginnen, wenn eine ausreichend große Anzahl von Suchenden sich den Konzepten ihrer Vorbilder anschließt, erwartet uns meist auch schon die nächste blaue Pille, die das erneute Einschlafen, wenn auch in einem etwas größer gewordenen Erfahrungsraum, bewirken wird. Unsere ersten Vorbilder tragen dazu bei, denn mit steigender Popularität ihrer Inhalte sehen sie sich der zunehmenden Verunselbständigung ihrer Gefolgschaft gegenüber und kultivieren deren Tendenz, die Führung ihrer persönlichen Entwicklung in wiederum kindlichem Vertrauen an sie abzugeben.
Der Influencer seinerseits tappt in die Falle, indem er sich der Verführung hingibt und seine Sichtweisen selbst nicht mehr in Frage stellt und beginnt. Er beginnt, sich mit seinem Begriffsvermögen über die Funktionsweise der Realität zu identifizieren und wenngleich er den aus dem geistigen Koma Erwachenden zunächst einen großen Dienst leistete, verwickelt er sich selbst in einem undifferenzierten Gemisch aus Wahrheit und Fiktion und mit ihm seiner Gefolgschaft, sofern sie an seinen Perspektiven festhalten. Manch ein Aufklärer erkrankt daran und schlägt auch wohlwollende Hilfsangebote aus seinen eigenen Reihen aus. Er ist der Verführung durch die Wirkung seiner Predigt Glaubensvorstellungen auf den Leim gegangen, in denen er sich zunehmend verwickelt, mitunter auch radikalisiert.
Ein anderer hält an seiner Selbstgerechtigkeit fest, weil er ein ökonomisches, vielleicht ein existenzielles Interesse daran hat, die Suchenden an sich zu binden. Er ist in einer Realtätsbeschaffenheit befangen, die er kaum zu transformieren gedenkt, denn er vermag sich nicht einzugestehen, dass er von der Unwissenheit der Unreifen profitiert, die seine Befangenheit nicht als solche erkennen.
Und doch tun all diese Vorbilder und Mentoren nichts Verwerfliches oder Unmoralisches, ganz im Gegenteil. Sie sind unsere Etappenpartner auf dem Wege der Schulung unseres Unterscheidungsvermögens, wem und wie lange wir ihm folgen und was er in uns in seiner Funktion als Vorbild an Selbsterkenntnissen einzuleiten vermag.
Zur Wirksamkeit von Vorbildern
Das Wesen der heutigen Gemeinschaften, sei es in der sich auflösenden Beschaffenheit unserer alten Realität oder in der nicht minder mit ihr verflochtenen alternativen Szene derer, die sich für aufgewacht halten, ist nach wie vor geprägt von diesem Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen, der in seinen Erkenntnissen vorausgeht. Er möge uns die Impulse für unsere Weiterentwicklung vermitteln, die wir nicht in uns selbst zu finden gewohnt sind. Die heutigen Aufklärer nehmen sich dieses Bedürfnisses an und führen uns, soweit sie es vermögen.
Die außerhalb der Massenpädagogik und -bildung auf diese Weise angestoßenen Prozesse der Bewusstseinsbildung leisten uns wertvolle Dienste bei der Vorbereitung auf die Erfahrung der neuen Realitätsbeschaffenheit. Ihre Protagonisten lenken unsere Aufmerksamkeit beispielsweise auf die Gesunderhaltung unserer Körper, indem sie alternative Sichtweisen auf die Ursachen unseres Unheilseins und auf die Bewusstwerdung der Funktionsweise des medizinisch-, therapeutisch- und pharmazeutisch industriellen Komplexes und ihre immense Bedeutung bei der Wertschöpfung innerhalb aller institutionalisierten Systematik.
Führen die damit einhergehenden Klärungsprozesse zu einer dem Verstehen übergeordneten Erfahrungsebene, dann wird unsere Unterscheidungsfähigkeit nicht in rein intellektuellen Erwägungen oder pseudoesoterischen Andeutungen stecken bleiben. Und der von solchen Einsichten beseelte Mentor wird sich von den Verführungen der Matrix-Realität nicht korrumpieren lassen, sondern die öffentliche Darstellung seiner Erkenntnisse wohl abwägen und nicht nur sich selbst damit schützen. Diese Vorbilder zu identifizieren und von anderen unterscheiden zu lernen, ist Ergebnis einer individuellen Entwicklung von Erkenntnis.
Selbstermächtigung
Erkenntnis geht einher mit Enttäuschungen, also einer individuellen Lösung der Verhaftung mit Glaubensvorstellungen, wie wir es bereits weiter oben erläutert haben. Nehmen wir das Geglaubte nicht mehr für bare Münze und lösen wir stattdessen unsere Identifikation mit Gefühlen, Gedanken und Programmierungen, dann schulen wir unsere Unterscheidungsfähigkeit und unsere Enttäuschungen sind im Grunde Prozesse des Erwachens zu einer stetigeren oder höheren Bewusstheit.
Ein Vorbild oder Mentor wird uns dienen, uns mit seinen Anregungen beleben und immer wieder aufs Neue wachrütteln, sofern er selbst über eine Unterscheidungsfähigkeit verfügt, die unser eigenes Verständnis übersteigt. Andernfalls werden wir über das Gemeinschaftsgefühl mit seinen Anhängern, das er mit seiner Vorreiterrolle initiiert hat, nicht hinauskommen und allenfalls immer neue Beruhigungsmittel in Form von exklusiven Aufgaben, besonderer Aufmerksamkeit, Wertschätzung einerseits und Gemeinschaftsgefühl, Geborgenheit, Sicherheit andererseits gereicht bekommen, um ‘bei der Stange zu bleiben’.
Wir wollen uns noch einmal vergegenwärtigen, dass Gemeinschaftsgefühle und Herdentrieb von Anführern und Vorbildern bewusst oder unbewusst für selbstsüchtige Zwecke instrumentalisiert werden können, weil wir alle mit unserer Niederkunft vergessen haben, wo wir herkamen und dieses Gefühl der Trennung und Einsamkeit unsere Glaubensvorstellungen bedient. Vergessen zu haben bedeutet, dass wir unser Wissen verloren haben, und solange wir uns nicht erinnern, haben wir keine andere Chance, als die Glaubensvorstellungen auf ihren Gehalt an Wahrheit zu prüfen und die Spreu vom Weizen zu trennen.
Der Glauben und die Errichtung von Modellen, anhand derer wir die Realität zu gestalten suchen, muss ohne das Wissen und ohne unsere Anbindung durch Bewusstheit zwangsläufig in die unentwirrbare Verwicklung mit den verschiedenen Vorstellungswelten führen, die in uns ringen, streiten und Krieg führen, denn es fehlt die Vogelperspektive, aus der allein die ganzen voneinander getrennten Teile sichtbar werden.
Die Alternativlosigkeit von Führern und Geführten definiert solange den Rahmen unseres Vorstellungsvermögens, bis wir bereit sind, die Verantwortung nicht mehr zu delegieren, unsere innere Stimme nicht mehr abzugeben, sondern sie anzunehmen in Bezug auf alles, was wir wahrzunehmen imstande sind. Denn das versetzt uns in die Lage, unsere Verantwortung auch und gerade für das zu sehen, was im Laufe der Zeiten geworden ist und diese vom Ursprung getrennte illusionäre Realität bedingungslos zu akzeptieren. Das Vorbild kann uns den Weg zu dieser inneren Stimme weisen, uns dahin auf den Weg machen müssen wir uns selbst.
Biologische Sonderprogramme
Es gibt in der Entwicklung des Kindes einen zwar in der Anthroposophie, aber in der akademischen Psychologie nicht näher beschriebenen Transformationsprozess, in dem nach einer durchlebten Kinderkrankheit neue Fähigkeiten freigeschaltet werden und der junge Mensch nicht weiß, wie, aber dass es passiert ist. Ich selbst erinnere mich an einen Spielgefährten aus der mittleren Kindheit, der dazu neigte, uns alle zu kommandieren oder mit Späßen auf unsere Rechnung Anerkennung in der Gruppe zu erlangen. Das ging mir mächtig gegen den Strich, aber mir fehlten einfach die Mittel, ihm etwas entgegenzusetzen.
Nachdem ich mich zwei Wochen von den Masern hatte erholen müssen, ging ich wieder nach draußen, um mit meinen Freunden zu spielen. Der Gernegroß im Kreise meiner Kameraden wollte gleich mal wieder einen Witz auf meine Kosten landen, den ich, einer Eingebung folgend, spontan und gleichsam gewitzt und mit dem Gefühl und folglich Ausdruck von Selbstsicherheit konterte, ohne mir das vorgenommen zu haben. Er wollte seine Sprachlosigkeit noch hinter einer kleinen Bösartigkeit verbergen, um sein Gesicht nicht zu verlieren, aber meine Reaktion hatte gesessen und ich fühlte mich seltsam präsent und war einverstanden mit mir. Die durch die Masern erzwungene körperliche und innere Einkehr hatte in mir einen Entwicklungsschritt gezündet und mir ermöglicht, mich dem kontrollierenden Wesen seines Zugriffes zu entziehen. Er vermochte nie mehr an seine Macht über mich anzuknüpfen.
Diese Ent-Wicklung im besten Sinne des Wortes im Rahmen einer Kinderkrankheit (in der Sprache der technischen Produktentwicklung hat sich die dahinter liegende Bedeutung für einen erforderlichen Reifungsprozess erhalten) ist die Blaupause einer Transformation, die sich immer wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen, Lebensaltern und Reifungsprozessen aufzeigen lässt und das schöpferische Bewusstsein erweitert.
Die Erkrankung verlangt auf ganz natürliche Weise (im Sinne eines biologischen Sonderprogramms) unseren Rückzug aus dem Alltag und die innere Einkehr und das führt zur Neujustierung von biologischen, chemischen und neurologischen Abläufen einerseits und zu einer Aktualisierung alter Denk-, Fühl- und Verhaltensprogramme andererseits. Verstehen wir diesen Prozess als einen wiederkehrenden Zyklus in einer Spiralbewegung zu immer höherer Neuorganisation, dann führt er zu einer gänzlichen Loslösung von Identifikationen mit illusionären Realitäten und bereitet den Boden für die transformierte Realitätsbeschaffenheit, während er gleichzeitig Teil selbiger ist.
Die Verarbeitung von Verletzungen und Traumata folgt gleichsam dem Zyklus eines immer wieder einsetzenden Heilungsprozesses hin zur Bewusstwerdung und der früher oder später daran anschließenden Transformation innerer Milieus auf (fein)stofflicher, mentaler und energetischer Ebene sowie der Täter-, Opfer- und Retter-Prinzipien im Dramadreieck.
Über die Illusion von innen und außen
Entwicklungen verlaufen in zyklischen Phasen. Lange Zeit scheint kaum Bemerkenswertes zu passieren, ein andermal werden wir von der Macht der Veränderung auf den Kopf gestellt. Wir müssen wahrnehmen und unterscheiden lernen, wie lange und welche Sichtweise unserer Vorbilder uns im Laufe unserer Entwicklung dienlich ist, bevor wir über die geistige Verwandtschaft mit ihnen hinauskommen und sie als das erkennen, was sie sind: Ein Teil unseres eigenen geistigen Potenzials, ein Teil von uns selbst!
Nicht im Sinne einer verklärten und von betäubter Vernunft zeugenden Flucht in Glaubensvorstellungen einer Religionsgemeinschaft, wie wir sie oben definiert haben, sondern als empirische Ableitung aus der Transformation eben dieser Glaubensvorstellungen, die ihre Beweiskraft aus der Stimmigkeit ihrer Anwendung im Alltag und insbesondere im Umgang mit anderen Menschen gewinnen. Unsere Sichtweise ließ uns keine andere Wahl, als immer passendere, glaubwürdigere und integere Vorbilder zu suchen und selbstverständlich fanden wir sie, denn sie sind die Projektionsfläche der Programmierung unserer mentalen und emotionalen Funktionsweise.
Erst als erfahrenere Forscher werden wir uns ihrer gewahr und können ihr Bewusstsein als Teil unseres eigenen annehmen. Was wir dann im Anderen sehen, ist die Reflektion unserer eigenen Realität, unserer eigenen Erfahrungen und gewissermaßen der Horizont unseres eigenen Vorstellungsvermögens. Mit der Erkenntnis des EinsSeins löst sich die Identifikation mit der Vorstellung vom Fremden als Freund oder Feind, Gutem oder Bösem, Wahrhaftigem oder Unaufrichtigem und seine Sichtweisen werden vielmehr zum eigenen Spiegelbild.
Mit dem Bewusstsein unserer Projektionen müssen wir uns zusehends weniger abgrenzen und dürfen erkennen, dass wir das eigentlich immer selbst waren, was wir im anderen zu erkennen glaubten und mit einiger Übung und Geduld wird sich der Bedarf an Vorbildern ein für allemal erledigt haben (siehe in diesem Zusammenhang die Aufstiegsschriften von Arn Allingham in der deutschen Übersetzung von Carla Engemann oder in der deutschen Hörbuchfassung auf Telegram).
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