Weil wir mit unserer Niederkunft vollständig vergessen, wer wir wirklich sind, haben wir einen mehr oder weniger weiten Weg der Selbsterkenntnis vor uns. Wir wollen hier nicht über die jungen Seelen sprechen, deren ganzes Leben aus ihrer Identifikation mit ihrem Körper, ihren Emotionen und ihren Gedanken besteht, sondern wir wollen uns direkt den vergleichsweise älteren Seelen zuwenden, die im Laufe ihres körperlichen Hierseins zu dieser Einsicht finden.
Das völlige Vergessen wird uns mit unserer Geburt wie eine Vollnarkose verpasst.
Zwar empfangen wir im Laufe unsere Lebens einige Erinnerungen, aber wir wachen aus diesem tiefen Schlaf des Bewusstseins zunächst eher sporadisch und unwillkürlich auf und halten diese Erinnerungen aus scheinbar vergangenen Erlebnissen, vertrauten Menschen und bekannten Gegenden sowie Talente, Ängste, Wissen für unerklärliche Phänomene oder gar Hirngespinste. Erst allmählich werden wir dem tiefen Grund der Erinnerungen gewahr, aus dem sie aufsteigen und beginnen, diesen Andeutungen einige Aufmerksamkeit zu widmen, so dass sie für uns zu Wirklichkeiten heranreifen, die ungleich wirklicher ist als jedes Schulwissen, das dem Kollektiv huldigt und das materialistische Weltbild anbetet.
Aufwachen ist gleichzeitig Moment und Prozess
Wir wollen hier sowohl Momente als auch den Prozess des Aufwachens in den Mittelpunkt rücken, denn Schichten um Schichten unseres Wachbewusstseins scheinen den Kern dieses Gewahrseins zu umgeben und von seiner Wahrnahme abzulenken, aber gewissermaßen auch zu schützen. Warum zu schützen?
Nun, die Patienten unserer Psychiatrien legen Zeugnis davon ab, wie schwer es sein kann, Wahrnehmungen und Gefühle zu integrieren, die allzu schnell und überfordernd ins Wachbewusstsein gespült werden, weil die gewöhnliche Lebensumgebung auf derlei Erinnerungen zwangsläufig unverständig und oft feindselig reagiert.
In diesem Spannungsfeld von vitalisierenden Wachmomenten und der langsam wieder schwindenden Aufmerksamkeit scheint der Prozess einer solchen Wachheit für Freischaltungen des Informationsflusses nicht aufrechterhalten werden zu können. Die Identifikationen unseres Alltags, Gespräche, Tätigkeiten, Gefühle und Wahrnehmungen, kurz, die uns vertrauten Illusionen nehmen unser Wachbewusstsein wieder vollständig in Besitz und anfangs können wir nichts ausrichten, um diesen Prozess zu beeinflussen, schon gar nicht ihn willentlich zu initiieren.
Dieser mit einer geschärften Wachheit und einem Gefühl prickelnder Vitalität einhergehende Zustand scheint gleichermaßen spontan zu verschwinden, wie er sich zuvor eingestellt hat. Das kommt uns so vor, weil wir noch keine Ahnung davon haben, dass es sich eigentlich um einen uns eigenen und selbstverständlichen Zustand des Seins handelt, in dem wir uns jederzeit befinden. Wie kann dieser Widerspruch aus gleichzeitig vorhandenen Wirklichkeiten erklärt werden?
Die Gegenwärtigkeit des Seins
Einerseits ist es unmöglich, das bewusste Sein dauerhaft zu erleben und andererseits können wir gar nicht anders, als in jedem Moment da zu sein, weil wir sonst nicht wären, wer wir sind. Die Antwort ist also gleichermaßen einfach wie verzwickt. Unsere Sichtweise ist der entscheidende Faktor im Spiel, aber ohne Übung betrachten wir die Welt und unsere Erfahrungen immer aus zweiter Hand. Solange uns der Kontakt zur Quelle der Wirklichkeit fehlt, übernehmen Kontrollinstanzen unseres Wachbewusstseins die Steuerung der Wahrnehmung.
In der Psychologie gibt es das Phänomen der kognitiven Dissonanz. Es beschreibt unsere Neigung, Sinn zu finden, wo keiner ist. In diskursiven Gesprächen hören wir häufig das Zustimmung signalisierende ‘Das macht Sinn’ und wir stützen damit unsere Auffassung von Wirklichkeit, die dem Sinn einige Vormachtstellung einräumt, während es sich vielmehr um einen Akt der Zustimmung zur Fremdsteuerung handelt.
Und selbst wenn wir bereits ahnen, dass das mit dem Sinn eine sehr relative Angelegenheit ist und die Redewendung nicht mehr gebrauchen, so ist es eine ganz andere Sache, den Prozess als solches zu durchschauen und den Sinn an und für sich als Illusion zu erkennen. Hier erweist sich übrigens der spirituelle Charakter von Humor als ein Verbündeter unseres Entwicklungsweges … doch davon später.
Der Quelle auf der Spur
Dieses Zurückrutschen unseres Gewahrseins in einen Zustand des geistigen Schlafes und der weitgehenden Unaufmerksamkeit für alles Fantastische, das unser Leben, die Leben der Anderen und die Welt in der wir uns alle selbst und einander erfahren durchwirkt, ist die unweigerliche Folge des narkotisierten Zustands, der unser aller Ausgangspunkt bei der Reise durch diese unsere Inkarnation ist.
Das ist kein Fehler, sondern Voraussetzung für die Lebenserfahrung, die wir hier machen dürfen; jedenfalls aus der Perspektive des Betrachters, der die schöpferische Natur seines Wesens nicht mehr vergessen kann, also nicht mehr einschläft. Es sieht so aus, als lebten wir in einer illusionären Wirklichkeit, die uns erstmals als Kollektiv die Möglichkeit bietet, sie gänzlich abzulegen und nach all den Ereignissen der letzten Jahre (z. Bsp. dem Lockdown bei der Pandemie = ‘Der Tag, an dem die Welt stillstand’) löst sich die Realitätsbeschaffenheit dieser Illusion auf und wir sehen, wie die Welt wirklich ist und dass die, wir für unsere Kaiser halten, nackt sind.
Diese Momente (wie die dramaturgischen Ereignisse um die Präsidentschaftskandidaten für die kommende US-Wahl in 2024) werden wohl sowohl an Häufigkeit wie an Intensität zunehmen und die Transformation in eine neue Realitätsbeschaffenheit begleiten.
Das sind kontrollierte Auflösungserscheinungen eines Prozesses, der seiner Natur nach vielmehr zu empfangen als zu kontrollieren ist, weil sich erfüllen muss, was im spiralförmig verlaufenden Kreislauf der Schöpfungsgeschichte einen nächsten Entwicklungspunkt auf unserer Erde darstellt, während es nicht ausgemacht zu sein scheint, wo diese neue Realitätsbeschaffenheit sozusagen einrastet und damit die Voraussetzungen für unsere Entwicklungsmöglichkeiten in der kommenden Epoche der nächsten 26000 Jahren bestimmt. Das wird wohl von unserer Geduld, unserer Bereitschaft und unserer Transformationsfähigkeit als menschliches Kollektiv abhängen, denn wir schöpfen ja unsere Wirklichkeit. Wir sehen jedenfalls bereits viele Anstrengungen, einer neuen Realitätsbeschaffenheit den Weg zu bereiten, in der Grundlagenforschung der Physik, bei der Erkenntnis des fiktiven Charakters jedes Rechtssystems, in Erfahrungen feinstofflicher Natur, einem neuen Verständnis des Heilwerdens und Heilsein, neuen Formen gemeinschaftlichen Zusammenlebens usf.
An der Aufmerksamkeit für die Wirklichkeit lernen
- Wir beginnen, die Phasen des Wachseins durch unsere Lebensführung, Ernährung, Gewohnheiten, Beobachtung von Gedanken und Gefühlen und Sprechen und meditative Praktiken zu beeinflussen.
- Wir werden gewahr, dass Konzepte unserer Überzeugungen auf Modelle zurückgehen, die herzlich wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben, obwohl wir ständig so tun, als gäbe es Gewissheiten darüber.
- Wir lernen, dass alles, was Wirksamkeit entfaltet, es ebenso häufig auch nicht zu tun scheint und wir können nicht sagen, warum das so ist. Beispielhaft dafür sei nur das herrschende Gesundheitssystem mit seinen kostspieligen Verfahren genannt, das Symptome behandelt und unseren Selbstheilungskräften misstraut.
Wir beginnen anzuerkennen, dass wir aus Gewohnheit und Bequemlichkeit das Glauben mit Wissen gleichgesetzt hatten, solange wir im Schlafmodus unseres Bewusstseins, Konzepte und Theorien für alternativlos hielten. Andere Sichtweisen, alternative Konzepte konnte es ja schon deshalb nicht geben, weil unsere Experten diese ignorierten, lächerlich machten und bekämpften. Wir sitzen unseren Identifikationen auf, weil wir bereits von Menschen sozialisiert und in der Schule unterrichtet wurden, die ihrerseits in diesen Illusionen leben und sich in ihnen eingerichtet haben, denn sie haben nicht nur Wohlstand und Ansehen, sondern insbesondere ihr Gesicht, die Identifikation mit ihrem Selbstverständnis zu verlieren.
Nicht die Identifikation an und für sich ist ein Problem, sondern das fehlende Gewahrsein dieser Projektion. Ganz im Gegenteil, sie kann eine kraftvolle Erfahrung vermitteln, ohne dass sie zwangsläufig erlebt und erfahren wird. Es kann sich vielmehr um eine Erinnerung handeln, die zwar nicht aus diesem Leben zu sein scheint, aber gleichermaßen vertraute Züge und Momente unseres Selbst, dieses unsterblichen Aspektes unseres Seins darstellt. Identifikation ist aus dieser Sichtweise Ausdruck von Empathie und ohne die Fähigkeit, sich zu identifizieren, bleibt uns die Erfahrung des Mitgefühls verborgen.
Wir kennen die Psychopathie und die mit ihr verwandte Soziopathie als Ausdruck einer psychischen Störung, was sie ja auch ist, aber wir erfassen nicht den transformierenden und damit heilsamen Charakter der wiederkehrenden Reinszenierung unserer Traumata. Wer ist schon so weit in der Trennung von seinem Wesenskern gespalten, dass er diesen abgrundtiefen Schmerz des Alleinsein kennt? Der zur Identifikation fähige Empath vermag diesen Schmerz zu fühlen, ohne ihm ausgeliefert zu sein. Und darum wird sich sein Umgang mit dem Soziopathen von dem des Psychotherapeuten unterscheiden, dem der Schmerz fremd ist und der seinerseits eher mit vermeidendem Verhalten reagiert oder sich der Thematik erst gar nicht annimmt.
Exkurs: Der elitäre Psychopath
„Ich bin ein Typ mit einem IQ von 180, habe meine Emotionen im Griff und bin auf Gefühle nicht angewiesen. Ich habe Bildung genossen, die um ein Vielfaches übersteigt, was 99% der Menschheit in ihrem ganzen Leben vermittelt bekommen. Mein Denken funktioniert in größeren Zusammenhängen, als sich die Menschheit träumen lässt und ist deshalb gleichermaßen überlegen wie abgehoben von ihrem Durchschnitt. Niemand aus der Bevölkerung kann mir das Wasser reichen. Niemand kennt mich, denn ich verkehre nicht mit ihnen und doch tanzen sie alle nach meiner Pfeife.
Wer glaubt, er kennt die Strippenzieher namentlich, den lasse ich gern in seinem Glauben. Ich befeuere sogar seine Erkenntnis und gewähre ihm Einblick in gewisse Machenschaften meiner Marionetten auf Erden. Für mich ist es kinderleicht, an ihren Strippen zu ziehen, denn sie alle haben sich für ihre Leidenschaften, ihre Maßlosigkeit, ihre Skrupellosigkeit, ihren Ehrgeiz und ihre Gier verkauft; die meisten von ihnen, ohne es zu ahnen. Jene habe ich vollständig in der Hand, ohne auch nur mit einem einzigen von ihnen in Kontakt zu sein.
Ich und meine Vorgänger haben Strukturen errichtet, deren Grad an Komplexität sich selbst den Besten unter euch bei weitem nicht erschließt. Das ist immer so gewesen und ich trage Sorge dafür, dass es so bleibt. Vom Einzigen, was mir gefährlich werden könnte, versteht die Menschheit so gut wie nichts und diejenigen, die sie darin unterrichten wollten, hat sie noch immer mit meiner tatkräftigen, aber unsichtbaren Unterstützung ignoriert, verleumdet, bekämpft, getötet.
Ich habe nicht den geringsten Respekt vor all den Menschen, die in der Befangenheit ihrer täglichen Dramen gezwungen sind, auf alles zu reagieren, was ihnen widerfährt, statt sich ihrem Willen gemäß den Aufgaben zuzuwenden, die sie sich selbst gesetzt haben. An Unternehmern schätze ich das erwachte Bedürfnis, sich aus dem Sklaventum zu befreien, aber ich lache über ihre Unfähigkeit, sich der nächstbesten Verlockung ihrer Anhaftungen zu entziehen, die sich in unzähligen Schichten um den Kern ihrer Persönlichkeit gewunden haben und sie fortwährend auf falsche Fährten führen.
Die Menschheit als Kollektiv liebt das Spiel der Illusionen und ich ernähre mich von ihrem Unvermögen, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist. Irgendwann werden sie lernen, was es bedeutet, frei von Knechtschaft zu sein, aber derweil lasse ich sie in dem Glauben, irgendeines der Werkzeuge, die ich ihnen bereitstelle, weisen ihnen einen Weg zur Freiheit, während sie sich mit ihren kleinen Erfolgen identifizieren, ohne auch nur zu ahnen, dass sie meine Lakaien und in meinem Dienst bleiben.“
Bindung und Identifikation
Jegliche Art von Bindung geht mit Identifikation einher. Ohne sich mit einer Eigenschaft oder einem Gedanken oder im weiteren Sinne mit einer Haltung oder bestimmten Anschauungen zu identifizieren, kann keine Bindung entstehen. Und genauso, wie es für die gesunde Entwicklung des Kindes unerlässlich ist, dass es eine Bindung zu seinen Eltern entwickeln kann, ist es für den reifer werdenden Erwachsenen die Voraussetzung für höhere Entwicklungsprozesse, sich von seinen Bindungen zu lösen.
Nur die Transformation von Bindungen führt ihn in die Selbstermächtigung und nur er selbst kann das bewerkstelligen. Er braucht dafür niemanden und er muss sich dafür von niemandem trennen. Jedes Bindungsverhalten, das ihm entgegengebracht wird, nutzt er für die Befreiung von eigenen Glaubensvorstellungen und Überzeugungen, mit denen er sich identifiziert. Und wenn er die ihm nahestehenden Menschen in seine Prozesse einweiht, dann erweist er ihnen den Dienst, sich ihrerseits illusionärer Vorstellungen gewahr werden zu können und ihnen damit die Transformation ihrer eigenen Bindungen und Identifikationen zu ermöglichen.
Auf diese Weise werden beide zuvor in ihrer Unbewusstheit aneinander gebundenen Partner (Eheleute, Verwandte, Freunde usw.) sich ihrer Bindung und der damit verbundenen Identifikationen bewusst und können sie transformieren, wenn sie das denn wünschen. Die Bewusstwerdung führt zwangsläufig zu neuen Freiheitsgraden, denn nun ist es nicht die Bindung, die uns einander verpflichtet, sondern wir begegnen uns aus freien Stücken und respektieren die Integrität des Anderen.
Ganz nebenbei transformieren sich auf diese Weise unsere Beziehungsspiele, deren übergriffiger Charakter offenkundig und unserer Wahrnehmung zugänglich wird. Sie verlieren zunehmend an Resonanz, weil wir sie als das erkennen, was sie wirklich sind: Illusionäre Verhaltensmuster auf der Grundlage von Identifikationen und dadurch erzeugten Bindungen, denen wir uns nicht selten im Brustton der Überzeugung ausgeliefert hatten und fortan an ihnen hafteten. Aus Angst vor den Folgen eigener Verantwortung vereinbaren wir Verträge mit einer milliardenschweren Wirtschaftsbranche, die uns unter bestimmten Bedingungen gegen unsere Haftung versichert und nähren damit die Illusion, wir könnten uns aus der Verantwortung stehlen. Ein künstlich erzeugter Teufelskreis, der seinen Teil zum Spiel der Illusionen beiträgt, dem wir uns dadurch entziehen, dass wir uns seiner Funktionsweise gewahr werden, indem wir uns die unbewussten Prozesse bewusst machen.
Die andere Seite der Medaille
Wie wir gesehen haben, ist unsere gesamte Wahrnehmung von der Welt und uns selbst von tiefgreifenden Identifikationen und Bindungsstrukturen durchdrungen. Ausnahmslos alle diese Anhaftungen können durch Prozesse der Bewusstwerdung für ihre Transformation vorbereitet werden. Was dann geschieht, ist nicht etwa der völlige Verlust jeglichen Innenlebens, sondern das genaue Gegenteil davon, nämlich die schrittweise Herausbildung dessen, was Daniel Ackermann als Essenz bezeichnet hat.
Befreien wir fortan diese Essenz von den Schlacken der Identifikationen und Bindungen, dann tritt sie immer deutlicher, strahlender und erhabener zu Tage und wir beginnen die Art der Anbindung zu fühlen, deren Teil wir schon immer waren und immer sein werden. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass es nun kein erneutes Einschlafen mehr gibt, denn die Bewusstheit der Essenz, der Quelle, ist eine gänzlich andere Form der Anbindung. Es handelt sich nicht mehr um eine unser Sein instrumentalisierende und parasitäre Kraft der Vereinnahmung, sondern um eine Energie, von der wir nicht nur Teil sind, sondern sie vielmehr selbst erschaffen. Schöpfer und Schöpfung sind nicht voneinander zu trennen; das ist es, was auch mit Einssein auf Bewusstseinsebene beschrieben wird.
Identifikation und Bindung werden auf dieser Ebene des Begreifens wieder zum Seinszustand, weil die Erfahrung nun von der Anhaftung gelöst ist, die das Herz umschlossen hielt und darüber wachte, dass die Energien kontrolliert abgezogen werden konnten. Somit kommen wir nun auch hier zu der bereits bekannten Einsicht, dass alles in Worte gefasstes Erkennen eine Frage der Sichtweise ist und es keine über die Verstandestätigkeit zu ermittelnde Eindeutigkeit gibt. Sehr wohl gibt es aber das individuelle Herzenswissen, das durch Harmonie, Ästhetik und logische Schlüssigkeit seiner ‘Inhaltsstoffe’ erst zu fühlen möglich wird.
Auf dem Wege zur Integrität
Unsere Sprache ist zwar im Laufe der vergangenen Jahrhunderte systematisch ihrer form- und geistgebenden Bedeutungsvielfalt regelrecht beraubt worden, aber wenn wir die Erfahrung der jüngsten Geschehnisse, sagen wir in den letzten fünf Jahren, in Rechnung stellen, dann sieht es so aus, als wäre dieser Abstieg aus mutwilligen Entscheidungsprozessen der Wenigen und dem bewusstlosen Einverständnis der Vielen notwendig gewesen, damit wir uns kurz vor der (erneuten) selbstgemachten Zerstörung dessen erinnern, was uns eigen ist und nur durch Einsatz erheblicher Energien und Aufrechterhaltung künstlicher Strukturen in der Vergessenheit eingeschlossen werden kann, namentlich die oben eingeführte Essenz.
Es handelt sich um das, was wirklich ist, dem wir noch immer argwöhnisch begegnen und ihm noch nicht so ganz über den Weg trauen, denn es gibt so enorm viel Missverständnis und zum blinden Glauben einladende Irreführung, dass wir kaum klare Gedanken darüber fassen können, die wir nicht postwendend wieder einschränken oder relativieren müssen, wenn wir uns um begriffliche Klärung und Ausdruck bemühen.
Wir dürfen so weit gehen, dass Sprache an und für sich bereits zu Verwicklung in Missverständnisse führt, aber gleichermaßen notwendig für die Bewusstwerdung des Daseins war. Wollen wir die Wirklichkeit der Bewusstheit zugänglich machen, dann stehen wir vor der Aufgabe anzuerkennen, dass dies eine individuelle Herausforderung sein muss, weil kein Mensch, nicht mal in seiner äußerlichen Erscheinungsform, dem anderen gleicht und jeder folglich seinen eigenen Ausdruck für die von ihm erfahrene Wirklichkeit in der ihm angemessenen Zeit findet und vertieft. Sprache ist gleichermaßen Ausdruck der Teilung von Essenz und Einssein, wie es die vielen Menschen sind, die die Erde (und den Kosmos) bevölkern, während sie gleichzeitig das Mittelk ist, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen; nun aber erweitert um das Wissen, das sich aus Bewusstsein zum ganzen Bild zusammensetzt.
Die Wirklichkeit erschöpft sich nicht in den Grenzen des uns Vorstellbaren, aber wir tun gut daran, zunächst unseren Lebensraum und die in ihm herrschenden Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen und das erfordert unsere Integrität. Integrität ist frei von Idealismus, Wunschvorstellungen, Missverständnissen und Korrumpierbarkeit. Sie ermöglicht zur gleichen Zeit die ungetrübte Wahrnehmung der Wirklichkeit aus den Augen eines Kindes und Bewusstheit über die damit einhergehende Spontanität und Authentizität. Indem wir integer sind, fokussieren wir auf das, was wirklich ist, was also Wirksamkeit entfalten kann. Immer in wachsamer Aufmerksamkeit und mit Unterscheidungsvermögen von ‘Schein und Sein’.
Auch geistige Konzepte können von Integrität durchdrungen sein. Die Protagonisten solcher Modelle bedienen sich jeglichen Wissens aus den führenden Wissenschaften unserer Universitäten einerseits und des weitgehend unbekannten Wissens aus esoterischer und metaphysischer Praxis andererseits und setzen alle Teile zum größeren Bild zusammen, das uns zeigt, dass die vielen Teile nur als illusionäre Erfahrung einer Trennung dienten, die von uns realisiert und zu Essenz transformiert werden sollte; essenz, in in der alle Teile ihre Berechtigung und ihre Notwendigkeit, also ihren Platz haben.
Im Moment des ultimativen Erwachens aus dem tiefen Schlaf der Unbewusstheit, in den wir dann nicht mehr zu fallen drohen, erinnern wir uns dieses Wesens von Integrität und werden fortan nicht mehr anders können, als sie mit unserem Dasein zu füllen und mit dem Licht der Bewusstheit in und um uns herum alles auszuleuchten, was noch gesehen und integriert werden will.
Auf dem Wege zur Demut
Kränkungen sind unangenehm, weisen sie doch überdeutlich auf unsere Schatten hin. Stolz und Eitelkeit sind die üblichen Verdächtigen, die sich auf diese Weise Zutritt zu unserer Aufmerksamkeit verschaffen, während sie nicht Ursache, sondern Folge zugrunde liegender Identifikationen und Traumata sind. Je nach Durchlässigkeit für die Erfahrung unserer Wirk-l-ich-keit werden wir zur rechten Zeit und in der angemessenen Deutlichkeit mit ihnen konfrontiert. Wir mögen sie eigentlich nicht, obwohl jeder Hinweis dieser Art natürlich nicht Schaden bringt, sondern Nutzen stiftet, denn diese Erfahrungen fallen ja nicht vom Himmel, sondern stehen im Kontext von Ursache und Wirkung. Das Leben, seinem Wesen nach der Heilung allen Unheils zugewandt, versorgt uns mit dazu dienlichen Begegnungen und Einsichten. Folgerichtig bekommen wir so viele Gelegenheiten zur Bewusstwerdung, wie wir brauchen, bis wir bereit sind für Transformation und Lösung von Identifikation und Anhaftung. Die Demut des ‘Gott sei Dank’ ist daher die einzig hilfreiche Reaktion auf das Schöpfungsgeschehen, das im Grunde einfach ist und insbesondere immer unmittelbarer und nachvollziehbarer wirksam wird, weil die zunehmende Klarheit in unserem bewussten Sein weniger Zeit für das Gewahrsein des Zusammenhangs von Ursache und Wirkung benötigt.
Identifikation und Humor
Humor ist die geistreiche Variante zur Auflösung von Identifikationen. Ein humorvoller Mensch wird Verhaftungen des Geistes mit Gedanken, Gefühlen, Konzepten, Theorien und Überzeugungen auf eine Weise hinterfragen, die weder besserwisserisch ist, noch die Integrität dessen verletzt, der sich seiner Verhaftung nicht bewusst ist.
Humor vereinigt gleichermaßen Bewusstheit, also Wissen in seiner elementarsten Form, Gelassenheit, Mut, Einssein, Verbundenheit, Demut, Mitgefühl, Liebe und fokussiert das Wesen der Dinge, indem er den Schleier des Scheins anhebt und uns einen kurzzeitigen Blick hinter die Kulissen ermöglicht, mitunter auch auf eine wohlwollende Art uns die Augen über unsere eigenen Verbindlichkeiten öffnet.
Wir sprechen hier nicht von Ironie, Sarkasmus, Zynismus oder dem schlichten Witz, Klamauk und ähnlichen Erscheinungsformen. Das sind allesamt andere Qualitäten. Erstere erheben sich über die Unvollkommenheit ihres Objektes und lassen sich herab, letztere werden auch geringschätzig als Mutterwitz bezeichnet, während Humor sich nicht vom Objekt seiner Betrachtung distanziert, sondern mit ihm verbunden bleibt, während er mitfühlend die Perspektive weitet und sie bereichert.
Humor bietet uns stets andere Blickwinkel auf eingefahrene Strukturen unseres Denkens, Fühlens und Handelns und vermag uns durchlässig zu machen für die Entwicklung unserer Verwicklungen und Identifikationen.
Und abschließend noch in eigener Sache
Die meisten Artikel dieses Blog sind in der Wir-Form geschrieben. Das ist für manch einen Zeitgenossen Anlass, zu widersprechen und darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um ‘unsere’, sondern um ‘seine’ Sichtweise handele, die der Autor da zum Besten gebe. Natürlich lässt selbiger die Kritik gleichermaßen gelten, wie er an seiner Ausdrucksweise festhält.
Denn das ‘Wir’ ist keine Ermächtigung anderslautender Meinungen. Derer hat jeder so viele oder so wenige, wie er sich bereits der Grenzen dessen bewusst ist, was er für sein Wissen hält, weil es vom Kollektiv abgesegnet ist. Das ‘Wir’ ist Ausdruck von Mitgefühl, denn alles, was vielleicht neunmalklug daherkommt, ist einfach nicht mehr als das in manchmal sperrige Gedankengänge gegossene Ergebnis dessen, was dem Autor bereits bewusst geworden ist auf der nach oben offenen Skala von Bewusstheit.
Es ist also gewissermaßen Ausdruck von selbst erlebter Identifikation mit Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen, die gleichermaßen zu ihm gehören, wie er begonnen hat, sie zu überwinden. Das ist Teil der Befriedung mit dem Fremden, dem Anderssein, dem Bedrohlichen bis hin zum Verabscheuungswürdigen. Wie anders könnte Heilung verlaufen als über den Prozess der Bewusstwerdung von Anhaftungen, Identifikationen und Bindungen, das dadurch ausgelöste Ingangsetzen von Transformation und die abschließende Integration als etwas, das nunmal eben auch Teil von einem selbst ist.
Wenn ich mich mit anderen Menschen gleich mache, dann ist das Ausdruck meiner Ansicht, dass die Möglichkeiten unseres Seins gleichzeitig unermesslich verschieden und doch überschaubar ähnlich sind, da wir alle aus der gleichen Quelle schöpfen und aus ihr erschaffen sind. Darum spreche ich von ‘uns’ und meine damit unsere Verbundenheit und unser Einssein im Geiste.
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