Wir benutzen den Begriff häufig im Sinne eines vagen Wissens, eines Glaubens, ja sogar gleichbedeutend mit einer Vermutung und tragen damit der Unsicherheit Rechnung, dass wir etwas für möglich erachten, ohne Gewissheit darüber zu haben. Wir nehmen an, dass dies oder jenes so oder so ist und geben uns damit bar jeglicher Verantwortung für das Ausgesprochene, denn was vermögen wir heute noch mit Sicherheit sagen zu können und woher sollten wir gar die Festigkeit für einen Stand-Punkt nehmen?
Das in diesem Sinne verstandene Annehmen sprechen wir in Selbstungewissheit, Unklarheit und Zurückhaltung aus, in der schüchternen Absicht, sich zwar gerne mitteilen zu wollen, aber eigentlich nichts zu sagen zu haben. Da hat die oft gleichbedeutend verwendete Vermutung doch offenkundig einen anderen Charakter und eine Art von Entschlossenheit, denn sie zeugt von Mut.
Dabei ist das Annehmen doch im Grunde alles andere als das Ergebnis zaudernder Unentschlossenheit oder falsch verstandener Rücksichtnahme. Das Annehmen ist vielmehr ein aktiver und kraftvoller Prozess des Einverständnisses, denn wir nehmen an, was uns gereicht wird und lassen es auf diese Weise in den kinästhetischen Bereich unserer Körperwahrnehmung eindringen, ohne uns abzugrenzen oder es gar abzustoßen.
Dieser Prozess ist uns umso vertrauter, je besser wir gelernt haben mit dem Annehmen umzugehen, denn es ist mitnichten immer unser Problem, wenn wir nicht bereit sind anzunehmen, was uns angeboten wird. Ganz im Gegenteil kann es von lebenswichtiger Bedeutung sein, ein Angebot gerade nicht anzunehmen, sondern es entschlossen abzulehnen, mit einem einfachen aber klaren Nein seinen Willen zum Ausdruck zu bringen.
Wie schwer das den meisten Leuten fällt dürfte nicht zuletzt in den vergangenen 3 Jahren sehr deutlich geworden sein, als Abermillionen, vielleicht Milliarden von Menschen sich zur Annahme einer medizinischen Intervention verpflichtet fühlten, obwohl sie keineswegs wussten, was ihnen da gereicht wurde und wie ihr Organismus darauf reagieren würde.
Vages Wissen und naiver Glaube tragen gleichermaßen zu unseren irrigen Annahmen bei wie Meinungsmanipulation und Vertuschungen, denn wir nehmen an, dass staatlich verordnete Maßnahmen gerechtfertigt, vielleicht sogar zwingend notwendig sind. Das Gefühl von Solidarität mit unseren Mitmenschen wird in seiner heilen Ausprägung von Verbundenheit und Anteilnahme genährt, in seiner erkrankten Variante baut es auf Angst, Misstrauen und Egozentrik.
Die ins unheilvolle verkehrte Variante des Annehmens wird von gleichen Motiven und Absichten verdreht und führte dazu, dass wir alle im Laufe der Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte unsere Missverständnisse, unser falsch verstandenes Annehmen zum Ausgangspunkt nahezu jedes geglaubten Wissens machten und damit unseren Verwicklungen Vorschub leisteten.
Das Annehmen im Sinne einer bewussten Aktivität ist das entschlossene Ja – ich will! auf die Frage, die mit dem Angebot einhergeht und die überwältigende Mehrheit von uns Menschen vermag vor dem Hintergrund unserer emotionalen und gedanklichen Verwicklungen nicht mal mehr das Angebot vom Zwang zu unterscheiden oder wir verirren uns in gefühlten und geglaubten und meist sogar tatsächlich bestehenden Abhängigkeiten von unseren Privilegien.
Vor dem Hintergrund der (auf der Bewusstseinsebene) irrationalen Unterscheidung zwischen mir und den Anderen, zwischen ich und Du und zwischen dem, was ich in mir erlebe und was außerhalb von mir stattfindet, sei noch einmal darauf hingewiesen, dass diese Sicht auf die Dinge immer auch gleichzeitig Ausdruck des Eingeständnisses in die eigenen, insbesondere die persönlichen, also die Person betreffenden Verstrickungen, traumatischen Erfahrungen und Verletzungen sind, die wir von uns abspalten und uns damit von einem Teil von uns trennen, was zwangsläufig ins Unheil sein führt, aus dem wir uns gerade in kollektivem Maßstab herauszuarbeiten suchen. Jeder, so gut es ihm gelingt, er Einsicht erfährt und die Erinnerung an das Heil sein wieder in Gedanken, Gefühl und Tat zu integrieren vermag.
Abgrenzung als Vorstufe für das bewusste Annehmen
Zunächst müssen wir dem Wirken der Funktionsweisen des uns aufgesetzten Systems auf die Schliche kommen, wir müssen uns in Programmierkenntnissen schulen, die in jedem von uns in anderer Konstellation und Konfiguration wirkenden Codes entschlüsseln und der Auslöser gewahr werden, die automatisierte Reaktionsmuster hervorrufen und uns damit der Fremdsteuerung ausliefern.
Die sprachliche Analogie zur digitalen Welt ist auch deshalb stimmig, weil es sich nicht nur um individuelle Programme, sondern auch und in viel größerem Maße um solche kollektiver Art handelt. Wir erleben den Untergang des sich in seinen letzten Zügen windenden Systems und es war sicherlich nicht das erste, das der Wirklichkeit aufgesetzt war und wird verMUTlich auch nicht das letzte gewesen sein.
Der dann folgende Abgrenzungsprozess geht in bemerkenswerter Regelmäßigkeit einher mit dem, was Mark Passio als den heiligen Zorn bezeichnet, indem wir das Böse als außerhalb von uns selbst identifizieren und daraus allerlei Denk- und Verhaltensweisen ableiten, die uns eine Rechtfertigung dafür liefern, auf die eine oder andere Weise gegen das Böse kämpfen und es vernichten zu wollen. In den weichgespülten Varianten beschweren wir uns am Stammtisch, unterschreiben Petitionen, demonstrieren auf der Straße und schließen uns Widerstandsgruppen an.
Selbstverständlich hat das nicht nur seine Berechtigung, sondern kann für die einzelne Seele ein Teil ihres Planes, ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Erweiterung ihres Horizontes sein. Gäbe es hier nicht diese Erfahrungsmöglichkeiten, dann wäre eine Verkörperung auf der Erde unmöglich gewesen. Allen, die eine Ahnung dessen haben, was darüber hinausführt, sind weitere Schritte vorbehalten, die aus innerer Notwendigkeit erwachsen und früher oder später gegangen werden wollen.
In Selbstverantwortung und Demut kommen
„Das herrschende System lebt von Uneinigkeit, Streit, Zwist, Missgunst, Habgier, Neid, gegenseitiges Überwachen und Kontrollieren, von ich habe Recht und du hast Unrecht und den ganzen aufgezwungenen Verhaltensmustern, die man den Menschen so schön sorgfältig implantiert hat“ (zitiert aus ‚Rechtsmärchen‘).
Und dieses System herrscht keineswegs außerhalb von uns, während wir seine Opfer und Marionetten sind, sondern es funktioniert in uns, denn es ist ein Spiegel dessen, was wir als Kollektiv erschaffen haben. Wir bedienen die Funktionsweise der Systematik auf einer materiellen Ebene in unseren Körperzellen, indem wir industriell verarbeitete Nahrungsmittel, unstrukturiertes Trinkwasser und pharmazeutische Produkte zu uns nehmen, unsaubere Luft atmen und tödliche Experimente an unserem genetischen Material befürworten in der kindlichen Hoffnung, wir könnten mit technischen Errungenschaften die Kontrolle über unsere Schöpfungen bewahren.
Wir bedienen die Systematik auf einer immateriellen Ebene, indem wir in der Wahnhaftigkeit unseres materialistisch geprägten Denkens immer kurzsichtigere Lösungen für problematische Verwicklungen finden, die unseren unzutreffenden Annahmen über die Funktionsweise der Wirklichkeit geschuldet sind.
Die Zeichen des (kontrollierten) Zusammenbruchs in weiten Teilen von Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Finanzen und Gesellschaften westlicher Prägung wirken immer unmittelbarer auf unsere persönlichen Lebensbedingungen. Das müssen sie auch, denn sie sind die äußeren Merkmale unserer innerpsychischen Verfassung, der Orientierungslosigkeit und kindlichen Unbehaglichkeit in einer Erfahrungswelt, die unsere Reife zu überfordern beginnt.
Unsere Glaubensvorstellungen implodieren gleich zusammenstürzender und sich in Staub auflösender Wolkenkratzer und sind Ausdruck persönlicher körperlicher und psychischer Dekompensation. Die innerdynamische Regulationsfähigkeit der irdischen Schöpfung wurde erneut durch unsere weitgehende Unkenntnis dessen, was wir tun und in welcher Weise wir dadurch Wirkung erzeugen, fast zum Bersten gebracht. Der freie Forscher und Therapeut Harald Kautz spricht in diesem Zusammenhang vom unbewussten Bemühen um Heilung des Schmerzes infolge der Vertreibung aus dem Paradies durch die Reinszenierung des Urtraumas der Menschheit.
Insofern bedarf es zunächst des Gewahrwerdens und Nachdenkens darüber, inwieweit wir selbst wie im obigen Zitat beschrieben denken, fühlen und handeln, inwieweit wir uns also an diese widrige Umwelt mit ihren widrigen Spielregeln angepasst haben und inwieweit wir diese unsere Teilhabe an dem was ist, anzunehmen bereit sind.
Noch schleichen wir uns gern mit unseren Projektionen aus der Verantwortung, noch zeigen wir mit den Fingern auf die bösen Scharlatane, an die wir unglücklicherweise die Verantwortung abgegeben haben, indem wir nicht selbst unsere Interessen vertreten, sondern immer und immer wieder andere beauftragten, weil wir das Märchen von der Demokratie nach westlichem Vorbild glauben wollten, denn in dieser Geschichte wurde uns die Verantwortung abgenommen, erwachsen werden zu müssen.
Wir bilden uns ein, wir konnten ja nicht ahnen, dass es die Bösen sind, denen wir uns anvertrauten. Dabei ist es immer wieder unsere kindliche Seelenverfassung gewesen, die uns verführbar gemacht und uns bewogen hat, an den Weihnachtsmann und sein Versprechen schmerzfreien Lebensglücks zu glauben, wenn wir unsere Stimme abgeben.
Im Sinne der Abgrenzung von allem Übel braucht es natürlich diese ersten Erkenntnisse, diese seelischen Reifungsprozesse, ja sie finden sogar in unseren materialistisch geprägten entwicklungspsychologischen Betrachtungen ausführliche Anerkennung. Aber spätestens in dieser Phase (eigentlich viel früher) gerät die individuelle Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten ins Stocken, weil alle alten Glaubensvorstellungen durch neue ersetzt und ungerechtfertigterweise in den Rang eines Verständnisses der Wirklichkeit erhoben werden.
Die Epoche der Aufklärung hat lediglich eine neue Phase von Glaubensvorstellungen hervorgebracht, unter der wir fortan beherrscht werden sollten, indem wir uns nicht mehr dem vermeintlichen Wissen der Pfaffen, ihren beängstigenden Geschichten und Verdrehungen auf der Grundlage satanisch verkehrter 10 Gebote unterordneten, sondern jenem der Wissenschaftler und Technokraten mit ihren mechanistisch geprägten Funktionslehren und auf diesem Wege unsere Anbindung an eine Ordnung von kosmologischem Ausmaß endgültig vergaßen.
Aber irgendwie scheint die Reinszenierung des Menschheitstraumas diesmal von weisen Lenkern irdischer Geschicke ohne das Wissen der Seelenlosen mit einer anderen Choreographie inszeniert worden zu sein und im Rahmen dieser Entwicklung bekommen wir mit jedem Tag unzählige Gelegenheiten geschenkt, uns aus der Identifikation mit unseren Glaubensvorstellungen zu lösen und erhalten Anregungen, unsere individuellen Traumen in kollektivem Maßstab zu heilen.
Annehmen als Antwort auf die vielschichtigen Verstrickungen
Ein geheimnisvoller, aber wirkungsvoller Weg zur individuellen Heilung scheint im Prozess des Annehmens verborgen zu sein. Mit den vom objektivierenden Denken geprägten psychologischen Begrifflichkeiten und dem dadurch begrenzten Erkenntnishorizont ist einige intellektuelle Akrobatik erforderlich, um diesen Prozess zu veranschaulichen.
Daher wollen wir eine uns zwar nicht mehr so vertraute, gleichwohl aber doch für viele um einiges leichter zugängliche wesen- und bildhafte Sprache verwenden, um uns einen Begriff davon zu machen, dass es nicht um die Erkenntnis an und für sich geht, die uns heilen lässt, sondern um den Prozess des Lösens der Identifikation mit all dem Schönen und Schrecklichen da draußen, um den Prozess der Heilung unserer seelischen Verletzungen. Und da dies lediglich der Anfang einer unermesslichen Erweiterung unserer Erinnerung ist, wollen wir für diesen Prozess möglichst unmittelbare Wege einschlagen.
Die Architektur des Annehmens
Überall lauern eigentlich kraftlose und parasitäre, aber eben mit einigem Recht existierende Wesenhaftigkeiten, die in großer Zahl von der (irdischen) Menschheit als Kollektiv erschaffen wurden, um Möglichkeiten von Lebensrealitäten auszuloten und zu sehen, wie weit wir mit unseren Schöpfungen kommen, um uns darin, in der von übergeordneter Ordnung und Schöpfung losgelösten Realität verwirklichen zu können. Ja, wir haben das mit dem, was wir heute als den Untergang des Abendlandes erleben, auf die Spitze getrieben und blicken jetzt in diese grässlichen Fratzen unserer selbst geschaffenen Wirklichkeit, vielerorts dunkel die Spiegelfläche erahnend, auf der diese Bilder sichtbar werden.
Dass diese unsere Schöpfungen traumatischen Ursprungs sind und eine nunmehr erhebliche Anzahl von Menschen sich auf den Weg macht, ihre Traumen und damit das Urtrauma der biblischen Vertreibung aus dem Paradies zu heilen, beweist, in welch besonderen Zeiten wir leben und mit unserer eigenen Genesung an der kollektiven Genesung mitwirken, sofern wir uns dem uns eigenen Weg widmen, indem wir den parasitären Wesen(szügen) mutig in ihre Fratzen blicken, ihre Existenz anerkennen und sie als einen Teil von uns anzunehmen bereit werden, womit die Integration des abgespaltenen Traumas sich durch Bewusstwerdung, also durch die Erinnerung auf geheimnisvolle Weise zu realisieren scheint.
Es ist ein ewiges Thema, dem sich in allen Zeiten die Menschen widmeten und sich zu erinnern suchten. Immer neue Wege wurden entdeckt, beschritten und dokumentiert, immer neue Generationen kamen, prüften, behüteten, mussten sich der Angriffe kollektiver Strömungen erwehren und bewahrten das Erbe, damit sich eines Tages die alten Seelen ohne Kenntnis voneinander, aber als hätten sie sich abgesprochen in einer gemeinsamen Aktion ihr Erwachen und damit das Erwachen der Erinnerung offenbaren. Die Spatzen pfeifen den Wandel von den Dächern und künden vom Wesen der neuen Zeit, die längst angebrochen und unübersehbar geworden ist.
Aber auch das Leid ist unübersehbar, denn die alten psychischen Mechanismen scheinen die kollektiven Denk- und Verhaltensweisen nach wie vor zu steuern und sie von einem Drama zum nächsten zu lenken. Jetzt wird es darauf ankommen, dass wir uns nicht über deren Unheil herablassen, sondern es mitfühlend annehmen und ihnen dadurch die Möglichkeit eröffnen, es wahrzunehmen, anzuerkennen und dadurch zu verwandeln. Wo dieses Angebot zurückgewiesen oder gar zu instrumentalisieren versucht wird, bedarf es der liebevollen, aber entschlossenen Gegenüberstellung und Abgrenzung, ein gleichermaßen wichtiges Wesensmerkmal des Annehmens.
Annehmen dehnt die inneren Räume aus
Alles durch traumatische Ohnmachtserfahrung programmierte Denken, Fühlen und Handeln bindet unsere schöpferischen Möglichkeiten oder mit anderen Worten bedienen wir mit dem, was wir denken, sagen und tun diejenigen Schöpfungen, die uns in den Dramen individuellen und kollektiven Unheils als Täter, Opfer, Retter binden, solange wir diese Programmierungen nicht aufspüren und ihren Code überarbeiten oder sie schlichtweg löschen, sie durch liebevolle ersetzen und unsere Mitmenschen mit ihnen konfrontieren.
Den Kräfte verzehrenden und uns energetisch leerenden Kampfmodus gegen Unrecht, Krieg und Bösartigkeit wollen wir nicht verwechseln mit dem kraftvollen Nein, das den fremden Zugriff auf unsere Energien blockiert und den Angreifer seiner Macht beraubt. Darum braucht es die sorgfältige Unterscheidung zwischen tolerieren und annehmen. Ersteres liefert uns fremden Mächten aus, lässt Emotionen den Vorrang vor der Vernunft und uns manipulierbar und steuerbar werden. Meist liefern wir uns dann nicht demjenigen, der der Auslöser unserer Wut, Scham, Schuldgefühle o.ä. ist, aus, sondern der ihn gleichermaßen steuernden Programmierung, die er ebenso erduldet wie wir unsere. Stattdessen sichert uns das Annehmen die Kontrolle über unsere Kraft, unser Verständnis und über den Entscheidungsprozess des Für und Wider.
Das ist ein vielschichtig verwobenes Spiel (siehe auch den Beitrag über das Drama-Dreieck), dem wir nicht entkommen, solange wir uns eine der 3 Rollen Täter, Opfer oder Retter zu eigen machen bzw. in Sekundenbruchteilen zwischen ihnen wechseln, ohne dieser vielschichtigen Verstrickung gewahr zu werden. Damit bleiben wir Spielfiguren geistiger Entitäten und somit im Status der Energielieferanten. Und ohne eine Ahnung von der kraftvollen Wirkung des Nein wird die Lösung der Identifikation mit unserem Besitz, unseren Erfahrungen, Gefühlen, Überzeugungen, Worten usw. unvorstellbar bleiben.
Das Aufwachen steht heute für den Moment, wo wir die Erfahrung machen, etwas zu ahnen oder zu sehen, was wir vorher nicht geahnt oder gesehen haben und unsere Zeitgenossen in überwiegender Zahl noch immer nicht nachvollziehen können. Dabei ist das Aufwachen eher wie der erste Lidschlag nach dem Traum am frühen Morgen, in den uns die Schwerkraft der Müdigkeit wieder hinabsinken lässt und es nur noch eine schwache Erinnerung an eine Möglichkeit ist.
Das Wachsein und -bleiben ist von anderer Tragweite, denn es ist die Folge der Erfahrung unzähligen Aufwachens und wieder Einschlafens, weil die Beschaffenheit des irdischen Daseins machtvoll die Erinnerung dämpft und den Schleier des Vergessens vor unserem geistigen Auge aufrecht erhält. Aber … Zeiten ändern sich und mit ihnen die Beschaffenheit unserer Wirklichkeit, und Menschen beginnen sich wieder zu erinnern, verborgen gehaltenes Wissen wird aufgedeckt, Geheimnisse werden offenbart; kurz, unser Vorstellungsvermögen ist gerade dabei, sich exponentiell zu erweitern und neue Räume zu erschaffen. Und weil der Geist nicht mehr eingehegt werden kann, wie in den vergangenen 200 Jahren, befinden wir uns in diesem epochalen Wandel all dessen, was uns bereits als endgültig erscheinen wollte.
Annehmen in der Praxis
Eine bildhafte Veranschaulichung vorweg: Imaginiere Dein Leben als Spiel auf einem sich drehenden Rad und werde dir gewahr, auf welchem Punkt dieses Rades du dich befindest, denn an diesem Ort bist du mehr oder weniger großen Fliehkräften ausgesetzt, denen Du Dich mit gleicher Kraft entgegen stemmen musst. Bist Du ganz außen, wirst Du Dich gut festhalten müssen, um nicht vom Erleben der Ereignisse davon geschleudert zu werden, hingegen wird Dich auch die schnellste Rotation des Rades kaum erfassen, wenn Du Dich nahe der Achse des Rades aufhältst, von wo aus du am ehesten deine Gedanken, Gefühle und Handlungen gestalten kannst, weil deine Kapazitäten nicht dadurch gebunden sind, dich im Spiel zu halten.
Das Annehmen der Ereignisse, des so Seins wie man ist, des Bösen wie des Guten, der Menschen mit ihren Möglichkeiten, blinden Flecken, Verwirrtheiten und Naivitäten sowie des Gangs der Geschichte wird uns umso leichter fallen, je mehr wir den Frieden mit all dem gefunden haben, was uns in Unruhe bringt und nach Auflösung des Rätselhaften verlangt. Stimmige mentale Konzepte, die unser Herz- und Verstandesdenken miteinander in Einklang bringen, führen zwangsläufig in einen geistseelischen Zustand der Um- und Einsicht, der in Begrifflichkeiten repräsentierbar wird.
Das ist die Magie, die unserer Sprache innewohnt, sofern wir uns ihrer erinnern und ihren Bedeutungsreichtum für unsere geistseelische Ent-Wicklung aus der Ver-Wicklung zu nutzen vermögen. Solange wir in der Traumwelt noch nicht verloren sind und wir uns nicht vollständig abgekoppelt haben von der Wirklichkeit, werden wir immer Fragen haben, die uns hinter den Schleier der Illusion und, um im obigen Bild zu bleiben, zur Achse des Rades führen.
Fazit
Das Erinnere Dich ist der Dreh- und Angelpunkt der individuellen Heilung. Zunächst ist es ein scheuer Blick hinter den Mantel des Vergessens, der sich immer wieder schließt, und mit den häufiger werdenden Erinnerungen infolge äußerer und innerer Anstöße werden die Schlitze immer durchsichtiger und verschließen sich immer seltener. Wir beginnen zu merken, dass die eigene Ent-Wicklung aus der Ver-Wicklung gestaltbar ist und gehen den jedem einzelnen von uns eigenen Weg, diese Gestaltung zunehmend zu beeinflussen. Das Annehmen ist dabei ein gleichermaßen grundlegender wie heilsamer Prozess.
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