Anhaftungen können sehr unterschiedlicher Natur sein und unsere Präsenz in mannigfacher Weise behindern. Wir wollen hier eine Art von Anhaftung an Informationen bestimmter Personen (und ich nenne sie ausdrücklich bei dieser Bezeichnung, weil sie in der Öffentlichkeit wirken) fokussieren, die uns als ungelöstes Rätsel, als geheimnisvoller Hinweis auf etwas hinter dem Offensichtlichen erscheint und mit dieser Person in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Das heißt, es handelt sich um Informationen, die nicht für sich und unabhängig von ihrem Vermittler bedeutsam für uns sind, sondern uns gerade deshalb auf tiefen Ebenen unseres Gewahrseins berühren, weil sie Teil des Charismas eben dieser Person sind.
Konkret und möglichst nachvollziehbar möchte ich das am eigenen Erleben meiner Begeisterung für einen ‘Beeinflusser’ auf YT machen, dem ich etwa seit dem Entstehen dieses Blogs in 2017 gefolgt bin und dessen Videos mich über viele Bewusstwerdungsprozesse hinweg begleitet haben, weil sie mir niemals jenseits der Thematik zu sein schienen, die ich gerade fokussiert hatte und vertiefte. Manch einen anderen Kanal hatte ich kurz und intensiv besucht, die Inhalte aufgesogen, sie gedreht und gewendet, vertieft und verarbeitet, verglichen, bewertet und integriert, was mir nützlich erschien und dann habe ich mich heimlich verabschiedet, weil ich gewahr wurde, dass das Ende der Fahnenstange (der BeGEISTerung) erreicht war. Ich ahnte, dass die Begeisterung für etwas außerhalb meiner selbst mit meiner eigenen Begeisterungsfähigkeit verknüpft ist und sollte darüber einiges lernen.
Die Tagesenergie
Diesen Kanal jedenfalls und mit ihm sein Protagonist, der die Wahrnehmungserweiterung und Bewusstseinsschulung sowie hinter den Erscheinungen wirksame energetische Prozesse fokussiert, sollte mich über Jahre beschäftigen, niemals hauptsächlich, aber dafür kontinuierlich. Der Betreiber dieses Kanals kommuniziert seine Inhalte in einer sehr besonderen Art und Weise und er wurde in mancherlei Hinsicht ein für mich wesentlicher Impulsgeber innerer Prozesse und vermochte in Worte zu fassen, was sich mir zunächst nur in einem vorbewussten Stadium präsentiert hatte und nach und nach ins Bewusstsein gedrungen war.
Ich betrachtet ihn als einen liebenswürdigen Steppenwolf, der auf eine jahrzehntelange spirituelle Entwicklung zurückblicken kann und bereits mit den Anfängen von YT als spiritueller Lehrer in Erscheinung getreten war, wo er zunächst in Interviews und dann auf seinem eigenen Kanal seine Ansichten freigiebig vermittelte. Andererseits, ein Kaufmann und Finanzberater, mit sehr ausgeprägter Kenntnis und Interesse für die monetäre Matrix, in der er sich mitzuteilen versteht und offensichtlich die Vermögensbildung als ein wesentliches Kriterium irdischen Daseins zu schätzen weiß. In seiner jetzigen Hauptbeschäftigung als ‘Influenzer’ vermag er seine Interessen zu verbinden, zu bündeln und produziert Videos und Podcasts über den Zugang zum Verständnis der weltlichen Ereignisse, die auf der von ihm so genannten ‘Weltenbühne’ stattfinden, aus einer Beobachterrolle heraus, die ihm immer die nötige innere Distanz zu diesen Ereignissen sichert und ihn vor der Identifikation mit selbigen bewahrt. Während er sein umsichtiges und tiefgreifendes Wissen seinen ‘Followern’ kostenfrei zur Verfügung stellt, bewirbt er hochpreisige Kursangebote im Rahmen einer Vereinskonstruktion und nutzt auf diese Weise von der Matrix bereitgestellte Werkzeuge zur Monetarisierung seiner Lehrtätigkeit.
Anhaltende BeGEISTerung
Ich verpasste keine ‘Tagesenergie’ und bin bis heute begeistert, mit welcher inneren Weite und Ruhe er in die Welt blickt und mit welcher Gelassenheit und mitfühlenden Anteilnahme er sich dem ‘Erwachensprozess’ seiner Zuschauer widmet und seine Erkenntnisse in einer einfachen und von Wohlwollen getragenen Sprache mitteilt. Insbesondere zu Anfang meiner inneren Prozesse fühlte ich mich bereichert und dann zunehmend bestätigt in den Sichtweisen und Blickwinkeln, aus denen er die ‘Nachrichten’ im Mainstream, aber auch in der alternativen Szene betrachtete und seinen Zuschauern Bedeutungsvielfalt und -tiefe nahe brachte. Ich erfreute mich wahrscheinlich in ähnlicher Weise wie seine kontinuierlich wachsende Zahl von Kanalabonnenten daran, mich von beschränkenden Sichtweisen zu lösen mich gleichermaßen als Beobachter meiner Überzeugungen und Ansichten wahrzunehmen und auf diese Weise meine Anhaftungen an sie zu durchdringen. Ich teilte die Eröffnung seines Telegram-Kanals sowie eines weiteren YT-Kanals, in dem er über magische Themen referieren und Anleitungen zu magischen Übungen und Hexereien vermitteln würde.
Dabei hatte ich immer wieder in Erwägung gezogen, einen Kurs bei ihm zu besuchen oder aber, nach der C-Zeit, an einem seiner Onlinekurse teilzunehmen, um meine Dankbarkeit für die jahrelange Begleitung zum Ausdruck zu bringen, die mir immer wertvoll gewesen war, hatte davon aber dann letztendlich doch abgesehen. Vielleicht ahnte ich, dass ich es trotz meines Respekts und meiner Wertschätzung für die ganz eigene Realisierung seines schöpferischen Selbst in unserer gemeinsamen kollektiven Wirklichkeit vorziehen würde, meine Aufmerksamkeit als die größte Geste meiner Dankbarkeit für seine Arbeit einordnen zu wollen.
Eine beiläufige Bemerkung verändert alles
In diesem Zustand meiner Wahrnehmungsfähigkeit verfolgte und schätzte ich in den letzten Jahren seine öffentlichen Aktivitäten bis zu einer eher beiläufigen und unwesentlich erscheinenden, aber für mich sehr bedeutsamen Aussage vor ein paar Monaten, als er in einem Video von einer persönlichen frühesten und vorgeburtlichen Erinnerung sprach, die mich fortan beschäftigte. Mehrmals erinnerte ich mich spontan seiner Worte, wenn sie plötzlich aus den Verarbeitungsprozessen meines ‘Unterbewusstseins’ auftauchten und kürzlich offenbarte sich mir eine Sichtweise, die den Prozess meiner anhaftenden Loslösung von seinen ‘Nachrichten’ einleitete oder anders gesagt mich ein Stück meiner eigenen Wahrheit näher brachte. Woran hatte er sich erinnert? Während er im Laufe einer ‘Tagesenergie’ eine Frage aus der Zuschauerschaft beantwortete, teilte er einen Gedanken, an den er sich auf dem Wege zu seiner Niederkunft erinnert hatte: „Oh nein, nicht schon wieder!”
Zunächst fasste ich diese Äußerung als eine kleine Besonderheit, eine nicht selbstverständliche Gnade seines Erinnerungsvermögens auf, ohne mir weitere Gedanken darum zu machen. Eine Wahrnehmung, die ich nicht in einen größeren Zusammenhang meines (Selbst)Verständnisses einzuordnen geneigt war. Aber die Worte und mit ihnen ein damit einhergehendes Lebensgefühl arbeiteten in mir und dieser Prozess fand seinen Ausdruck darin, dass ich mich ihrer immer wieder erinnerte, als wären sie ein Rätsel, das mir gestellt worden war und an dem ich nun herumknobeln würde, bis ich den Schlüssel zu seinem Verständnis, den Schlüssel zu meinem Verständnis gefunden hätte. Um es kurz zu machen, ich habe mich sicher zwei Dutzend mal dieser Worte erinnert, die für mich so bedeutsam zu sein schienen, und auf einmal, nicht als Ergebnis eines Prozesses bewussten Nachdenkens, sondern vielmehr als Eingebung oder blitzhafte Erkenntnis entfaltete sich mir ein Zusammenhang, aus dem ich die Klarheit gewann, einen Lernprozess abgeschlossen zu haben.
„Oh nein, nicht schon wieder!“
Seine Aussage hatte mich auf eine subtile Art traurig gemacht und ich konnte das erst realisieren, als sie sich mir vor dem Hintergrund seiner Einschätzungen künftiger Entwicklungen in der Welt entfaltet hatte. Ich bemerkte den Zusammenhang seiner Prognosen und auch anderer Äußerungen mit seiner offenkundigen Missbilligung einer erneuten Wiedergeburt in diese Lebenswelt, in diese Realitätsbeschaffenheit. Natürlich handelt es sich dabei um meine Sichtweise und nur um diese kann es bei der Frage nach den Konsequenzen von Erkenntnissen für innere Prozesse gehen. Ich begriff, dass ich mich bereits seit Jahren in einem Erwartungsmodus dieser Einsicht befunden hatte, die meine rätselhafte Anhaftung an seine charismatische Führung irgendwann würde lösen können. Mir hatte lediglich eine Sichtweise gefehlt, die die vielen Glieder meiner Projektionen auf ihn und seine Informationen zu einem größeren Bild verbinden würde, das sich langsam zusammensetzen und in mir die Bereitschaft reifen lassen würde, meine Identifikation mit seinen Sichtweisen annehmen zu können. Erst als ich mir einer wesentlichen Unterschiedlichkeit meiner selbst zur Grundstimmung seines Seins bewusst geworden war, konnte ich das Rätsel seiner Bewerkung und damit meine Anhaftung ohne jegliche Anstrengung erlösen.
Sicher, ich hätte mir die Anhaftung mental und mit der Kraft meines Willens verbieten können, weil sie meiner Selbstermächtigung hinderlich zu sein schien. Sie hatte aber für meine Begriffe auf eine sehr wesentliche Weise mit mir selbst zu tun, die nur durch ein tiefes Abtauchen und einen Prozess des heilsamen Annehmens zu erschließen und zu entschlüsseln war. Infolgedessen habe ich es mir gestattet, mich ihr hinzugeben bis zu dem Moment, an dem sie von mir abfällt wie der Schorf einer geheilten Wunde. Ich musste diese Fixierung, diese Anhaftung so lange auskosten, bis sich mein Sein dieser wesentlichen Unterschiedlichkeit zu seiner Sichtweise bewusst werden konnte, die der Nährboden für das bedingungslose Annehmen und das vielbeschworene ‘Erkenne Dich selbst’ ist.
Selbsterkenntnisse
Dann wurde mein Bewusstsein geflutet von der Gewissheit, dass seine Arbeit für meine Entwicklung immer einen Raum geboten hatte, der für mich in Zeiten der informationellen Schutzbedürftigkeit ein sicheres Zuhause gewesen war. Meine Anhaftung zeigte nun auch den stabilisierenden Aspekt von Halt und Sicherheit, den ein fürsorgliches geistiges Zuhause bietet und in dem wir uns bis zu derjenigen Reife entwickeln dürfen, die es uns möglich macht, uns auf eigene Füße zu stellen und uns von diesem liebgewonnenen Zuhause zu lösen. Das Zuhause ist der Ausgangspunkt für unsere eigene Heldenreise. Wir können es auf diese Reise nicht mitnehmen, es wurde nicht dafür, sondern für das Reifen und das Wachstum bis zu einem gewissen Punkt geschaffen. Es gibt keine Alternative für uns, wir müssen es mutig verlassen und unseren eigenen Fragen vertrauen, denn sie sind ja Ausdruck der uns bereits bekannten Antworten, denn wir müssen nur noch herausfinden, wie wir dorthin kommen.
Kurzum, ich wurde der Gewissheit gewahr, dass ich bereits meinen nächsten Fragen gefolgt war und dieses geistige Zuhause verlassen hatte. Auf den stolzen Kommentar einer sich mit seinen Sichtweisen identifizierenden Zuschauerin kommentierte ich kritisch und wies auf die Notwendigkeit der Reflektion einener Motive hin, woraufhin mein Zugang zur Kommentarfunktion gesperrt wurde. Ich bin für diese Erfahrung dankbar, denn es ist nicht redlich gewesen, anderen die Augen über einen Prozess öffnen zu wollen, der Ausdruck meines eigenen Weges war. Insofern erlebte ich die folgerichtige Konsequenz meines Wirkens, als ich von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen und meine Kommentare gelöscht wurden. Ich hatte seine schöpferische Wirklichkeit, in der alles Geschehen gewissen Zwangsläufigkeiten folgt und die Ereignisse seine Vorhersagen bestätigen, bis zu dem Punkt durchdrungen, an dem ich mein eigenes Schöpferwesen entdeckte. Ich stand nicht mehr unter dem Bann seiner Worte und meiner Identifikation mit ihnen. Das Spiel war ein für alle Mal vorbei, die Anhaftung aufgelöst, die Suche durch das Finden beendet.
Erlösung finden
Warum ist dieser Lösungsprozess so bedeutsam oder doch zumindest mit großer Freude, Glück und einem untrüglichen Gefühl, auf dem richtigen Wege zu sein, verbunden? Die Suche im Außen ist immer ein Umweg, aber wir sind lieber auf einem bereits von Vielen gegangenen Umweg unterwegs zum Ziel, das unseres sein könnte, als dass wir uns der vermeintlichen Gefahr eines direkten darauf Zugehens Ziels aussetzen. Wir erwarten von Lehrern, Gelehrten, Wissenden immer, dass sie tiefere Wahrheiten geschaut haben und darum unsere Wegweiser sein können. Wir scharen uns um sie wie Kinder, die die Erlaubnis bekommen, den Moment des Daseins unschuldig feiern zu dürfen.
Unsere jahrzehntelange Erfahrung mit dem Schleier der Unwissenheit hat uns von der Erinnerung weitgehend ferngehalten und mächtig erscheinende Konstrukte entstehen lassen, denen wir anhaften. Begreifen wir den Lehrer, von dem wir uns emanzipieren wollen, als eine Projektion unserer eigenen Weisheit, dann können wir seine Lehre annehmen, ohne uns darin zu verlieren, und geraten erst gar nicht in einen Zustand der Anhaftung. Da dies aber für den vorsichtigen Wanderer durch Seelenwelten nicht ohne weiteres möglich zu sein scheint, braucht es diese Prozesse geistseelischer Emanzipation.
Eine grundlegende Absicht des Hierseins
Die Erinnerung an den Gedanken “Oh nein, nicht schon wieder” ist aufs Engste mit der Frage nach den Umständen dieses Prozesses verknüpft, der zur Niederkunft auf die Erde führt. Man möchte meinen, der widerwillig auf die Erde gekommene Seelenanteil wollte etwas erfahren, was ihm bislang verborgen geblieben war oder er wollte erkennen, wie er möglicherweise gezwungen, gelockt oder in die Irre geführt worden war (‚Die Herren des Karmas‘ von Cameron Day und auch Die endgültige Flucht aus dem Jenseits). Vielleicht würde es ja Hinweise geben, Techniken, Werkzeuge, sich nicht erneut verkörpern zu müssen und vielleicht ist dieser Aspekt seines Seelenanteils Ausdruck des privaten Alexanders und nicht Ausdruck der Person. Jedenfalls hatte sich mir eine Sichtweise erschlossen, die meine Fragen in eine ganz andere Richtung lenkten als die Antworten, die er mit seinen Videos fokussierte.
Die Funktionsweise des Geistes folgt auf bemerkenswerte Weise einer inneren Logik, die sich nicht in linearen Prozessen abbilden lässt, weil sie in einem solchen Maße individuell ist, dass jedes Modell ein unzulängliches Hilfsmittel bleiben muss. Bis zu einem gewissen, wiederum individuellen Niveau der Um- und Einsicht scheint die Schulung des Bewusstseins sich in allgemeingültigen Erkenntnisschritten abbilden zu lassen, während weitere Fortschritte nicht realisierbar sind, ohne all das Denken und Fühlen aus der uns gewohnten Realitätsbeschaffenheit auf einer vertieften und erweitereten Ebene des Verständnisses loszulassen und dadurch zu transzendieren. Und dann führt nicht mehr das Maß unseres Bemühens zum nächsten Entwicklungsschritt, sondern unsere Fähigkeit, uns auf das einzulassen und vollumfänglich zu erleben, was geschieht, unabhängig davon wie (un)bedeutsam es uns auch erscheinen mag.
Eine Anhaftung wurde erlöst
Ich erreichte eine Art Meilenstein und sah mich in der Lage, von der Suche nach den Botschaften zwischen seinen Zeilen ablassen und sie als das auffassen zu können, was sie sind und immer waren: Eine wohlmeinende Hilfestellung zur Initiierung von Erwachensprozessen auf unterschiedlichen Ebenen der Dichte von Bewusstsein. Selbstredend hat er sich einer wesentlichen Aufgabe zugewendet und erfüllt sie mit Hingabe. Er weiß, in welchen apokalyptischen Zeiten wir leben und dass immer mehr Menschen ihr Gewahrsein erweitern, bisher als selbstverständlich akzeptierte Begrifflichkeiten und Erklärungsmodelle hinterfragen und sich umfangreicherer Strukturen der Realität bewusst werden. Ich bin dankbar, zu seinem Anschauungsmaterial gefunden zu haben und mir bewusst darüber, dass es meine seelische Entwicklung lange getragen hat. Ich wünsche ihm alles Liebe und viel Erkenntnis.
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