#24 – Eine kleine Typologie der Vertuschung

Dieser Beitrag wurde in weiten Teilen der englischsprachigen Wikipedia entnommen und mit Vertuschung übersetzt (Cover-up).

Bricht ein Skandal aus, dann wird die Aufdeckung des Versuchs, die Wahrheit zu vertuschen, oft als noch verwerflicher angesehen als die ursprünglichen Taten.

Der mildeste Fall, nicht ganz eine Vertuschung, ist einfach die Veröffentlichung von Nachrichten, die peinlich sein könnten, aber nicht wichtig genug sind, um Aufmerksamkeit zu garantieren.

Diese werden dann zu einer Zeit platziert, in der andere Nachrichten die Schlagzeilen dominieren oder unmittelbar vor einem Feiertag oder Wochenende.

Anfänglich macht eine Vertuschung wenig Aufwand.

Sie wird von denjenigen durchgeführt, die eng mit dem Vergehen verbunden sind.

Sobald ein Hinweis auf den verborgenen Sachverhalt bekannt wird, muss die Vertuschung wenigstens durch die oberste Führung einer Organisation mitgetragen werden.

Das Vergehen oder sogar das Verbrechen, das ursprünglich von einigen unabhängig handelnden Mitgliedern dieser Organisationen begangen worden sein könnte, wird so gedeckt.

Dies kann als stillschweigende Zustimmung zu diesem Verhalten angesehen werden.

Nicht jede Vertuschung ist auch tatsächlich eine.

Aber unter denen, die versucht werden, scheitern viele, da immer mehr Menschen in die Vertuschung eingeweiht werden und die Möglichkeit der Aufdeckung dadurch zunimmt.

Potenzielle Komplizen befürchten, dass man sie verdächtigt, die Vertuschung zu unterstützen und fallen dann dadurch auf, obwohl man normalerweise nie auf sie aufmerksam geworden wäre.

Während der Verdacht sich ausbreitet, schafft die Vertuschung selbst noch verdächtigere Umstände.

Die ursprüngliche Straftat, die gedeckt wird, mag relativ gering sein, wie der „Einbruch dritten Grades“, der den Watergate-Skandal auslöste.

Aber die Vertuschung bringt so viele zusätzliche Verbrechen mit sich (Behinderung der Justiz, Meineid, Auszahlungen und Bestechung, in einigen Fällen Selbstmorde oder regelrechter Mord).

Dadurch kann die Vertuschung viel schwerwiegender werden als die ursprüngliche Straftat.

Vertuschungen erfordern nicht unbedingt die aktive Manipulation von Fakten oder Umständen.

Die wohl häufigste Form der Vertuschung ist die Nichthandlung.

Es ist das bewusste Versäumnis, belastende Informationen von Dritten freizugeben.

Diese „passive Vertuschung“ wird oft durch das Motiv gerechtfertigt, den Täter nicht in Verlegenheit bringen oder strafrechtlich verfolgen zu wollen.

Oder sogar durch den Glauben, dass die Vertuschung gerechtfertigt ist, indem die Gesellschaft vor Skandalen geschützt wird.

Aufgrund der passiven Vertuschung bleibt das Vergehen jedoch oft unentdeckt und schadet anderen, wenn es nicht entdeckt wird.

Echte Vertuschungen sind häufig genug.

Aber jedes Ereignis, das nicht ganz klar ist, wird möglicherweise zu einem Dickicht von Vermutungen und Behauptungen führen und manchmal die seltsamsten Spekulationen anregen.

Spekulationen erscheinen natürlich in erster Linie demjenigen seltsam und unglaubwürdig, dem das Ausmaß von Vertuschungen in der Geschichte der Menschheit weitgehend unbekannt ist.

Ein beliebtes Mittel, Spekulationen von vornherein zu diskreditieren, ist die Etikettierung als Verschwörungstheorie oder rechtes Gedankengut.

Im englischsprachigen Wikipedia-Artikel wird der Begriff „Snowjob” als umgangssprachliche Bezeichnung für eine Täuschung oder Vertuschung eingeführt.

Zum Beispiel beschrieb Helen Gahagan Douglas die Nixon-Administration als „den größten snowjob in der Geschichte”.

Die folgende Liste wird als Typologie angesehen.

Vertuschungen bedienen sich tendenziell der gleichen Methoden, um die Wahrheit zu verbergen und Hintermänner zu verteidigen.

Diese Liste wurde aus berühmten Vertuschungen wie dem Watergate Skandal, der Iran-Contra Affäre, dem My Lai Massaker, den Pentagon Papieren und anderen Vertuschungen zusammengestellt.

Die Methoden in tatsächlichen Vertuschungen folgen in der Regel der allgemeinen Reihenfolge der folgenden To-Do-Liste:

1. Erste Antwort auf den Vorwurf

• Weisen Sie strikt zurück
• Überzeugen Sie die Medien, die Geschichte zu begraben
• Verteilen Sie präventiv falsche Informationen
• Behaupten Sie, dass das „Problem” minimal ist
• Deformieren Sie das Realitätsbewusstsein von Leuten (Gaslighting)
• Behaupten Sie, die Anschuldigungen seien Halbwahrheiten
• Behaupten Sie, der Kritiker habe keinen Beweis
• Greifen Sie das Motiv des Kritikers an
• Greifen Sie den Charakter des Kritikers an (Ad hominem)

2. Beweise zurückhalten oder manipulieren

• Verhindern Sie die Entdeckung von Beweisen
• Zerstören oder ändern Sie die Beweise
• Erschweren Sie die Entdeckung von Beweisen
• Erfinden Sie irreführende Namen von Personen und Unternehmen, um die Finanzierung zu verbergen
• Lügen Sie oder begehen Sie Meineid
• Blockieren oder verzögern Sie Untersuchungen
• Erlassen Sie einstweilige Verfügungen
• Setzen Sie auf rechtliche Einspruchsmöglichkeiten

3. Verzögerte Antwort auf den Vorwurf

• Verweigern Sie sich einer eingeschränkte Definition von Fehlverhalten (z. B. Folter).
• Geringerfügige Beschuldigungen eingestehen (Limited Hangout)
• Verwenden Sie fingierte Beweise als Verteidigung
• Behaupten Sie, dass die Beweise des Kritikers voreingenommen sind
• Berufen Sie eine voreingenommene Expertenjury ein

4. Einschüchterung von Teilnehmern, Zeugen oder Hinweisgebern

• Bestechen Sie den Kritiker oder kaufen Sie die Kritik auf
• Schüchtern Sie den Kritiker ein, indem Sie ihm folgen, Haustiere töten usw.
• Stellen Sie private Ermittler ein und drohen Sie, frühere Verfehlungen aufzudecken (Blackmail)
• Drohen Sie dem Kritiker oder seiner Familie mit Mord
• Drohen Sie dem Kritiker mit Arbeitsplatzverlust oder Rufmord
• Versetzen Sie den Kritiker an einen minderwertigeren Arbeitsplatz oder Ort
• Schüchtern Sie den Kritiker mit Klagen oder Klagedrohungen ein
• Ermorden Sie den Kritiker

5. Öffentlichkeitsarbeit

• Bestechen Sie die Presse
• Streuen Sie heimlich Geschichten in der Presse (Astroturfing)
• Täuschen Sie den Eindruck einer spontanen Graswurzelbewegung vor
• Schlagen Sie zurück gegen feindliche Medien
• Drohen Sie der Presse mit Verlust von Zugänglichkeit
• Greifen Sie die Motive der Presse an
• Platzieren Sie der Verteidigung dienende Werbung
• Kaufen Sie die Nachrichtenquelle auf

6. Schadenskontrolle

• Reklamieren Sie, keine Kenntnis von Fehlverhalten gehabt zu haben
• Machen Sie einen Mitarbeiter oder eine Gruppe zum Sündenbock
• Entlassen Sie die verantwortliche(n) Person(en)

7. Gerichtsverfahren beeinflussen

• Stellen Sie die besten Anwälte ein
• Beauftragen Sie Wissenschaftler und Sachverständige, die Ihre Geschichte unterstützen
• Verzögern Sie den Prozess mit legalen Mitteln
• Beeinflussen oder kontrollieren Sie die Richter

8. Belohnung Vertuschungsteilnehmer

• Bieten Sie Schweigegeld an (Hush-money)
• Bestrafen Sie wenig oder gar nicht
• Entschuldigen Sie oder vertauschen Sie bestimmte Sätze
• Befördern Sie Mitarbeiter als Belohnung für Vertuschungen
• Stellen Sie den Mitarbeiter wieder ein, nachdem sich der Staub gelegt hat

Betrachten wir in diesem Zusammenhang nun noch das Wesen von Aufständen aus jüngster Zeit.

Die Grundlage für diese Betrachtung bildet ein Thread auf Twitter von Nick Fadus, einem Blogger und investigativem Journalisten.

Wie Proteste gekapert werden, in einen Aufstand münden und zu einer Revolution führen:

Ein Aufstand ist eine organisierte Rebellion, die darauf abzielt, eine Regierung durch Subversion und Gewalt zu stürzen.

Das Ziel der meisten aufständischen Gruppen ist es, ein bestimmtes Gebiet oder Land zu kontrollieren.

Aufstände beginnen normalerweise, bevor die herrschenden Regierung sie erkannt.

Es ist keineswegs eine spontane Bewegung.

Aufständische Führer erkunden zunächst lokale Probleme und lehren dann die Gemeinden, diese Probleme einer bestimmten Klasse und der Regierung zuzuschreiben.

Im Laufe der Zeit entsteht ein Anti-Regierungs-Gefühl, mit dem Aufständische die Rebellion befeuern.

Beschwerden allein reichen jedoch nicht aus, um einen Aufstand auszulösen.

Aufständische müssen ein dringendes Problem finden, verbunden mit einer Ungerechtigkeit , mit der sie eine Erzählung erstellen können, um ihren Einsatz von Gewalt zu rechtfertigen.

Wenn eine Erzählung mit Missständen verbunden ist, die sich auf eine bestimmte ethnische oder religiöse Gruppe beziehen, ist sie politisch und sozial überzeugend.

Aufstände waren schon immer ein Instrument für Regimewechsel und Kapitulation.

Drei Bedingungen müssen vorhanden sein, damit ein Aufstand erfolgreich sein kann.

• Gefährdete Bevölkerung

Die Unfähigkeit der Bundes- und Kommunalregierungen, Sicherheit für Eigentum und seine Menschen zu bieten.

Aufstände nehmen in Gebieten zu, in denen die Polizei nur ungern patrouilliert, was den Aufständischen die Freiheit gibt, taktisch und operativ effektiver zu werden.

• Verfügbarkeit eines Anführers

Ein Führer, der die Frustration der Bevölkerung benennen, formen und lenken kann.

• Mangelhafte Regierungstätigkeit

Versäumnisse der Regierung, grundlegende Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung, Justiz, Bildung und eine stabile Wirtschaft bereitzustellen.

Wenn diese drei Dinge zusammentreffen, dann kann ein Aufstand sichtbar in die Öffentlichkeit transportiert werden.

Entführungen, Erpressungen, Attentate und andere Formen des Terrorismus werden zur Normalität, um politische Agenden voranzutreiben.

Es gibt fünf Personengruppen, die einen Aufstand realisieren. Anführer, Guerillakämpfer, politische Kader, Hilfstruppen und Unterstützer:

1. Aufstände werden oft von Persönlichkeiten angeführt, die charismatisch sind, einen hohen Grad an Anerkennung in der Öffentlichkeit haben und einer bestimmten Ideologie zugeordnet werden. Das Charisma der aufständischen Anführer kann so attraktiv sein, dass sie andere davon überzeugen, sich ihrer Ideologie anzuschließen. Diese Anführer geben die strategische Richtung vor und sind für die Entwicklung des Narrativ des Aufstands, seiner Erzählung verantwortlich. Damit mobilisieren sie einzelne Personen bis hin zu bewaffneten politischen Aktionen.
2. Guerillakämpfer sind die eigentlichen Gewalttäter und heizen mit ihren Aktionen die Aufstände an. Mal werden arbeitslose Jugendliche dafür bezahlt, Terrorakte zu verüben und nutzen so den Zustand der Gesetzlosigkeit aus. Die Gewalttäter können aber auch Personen sein, die der Langeweile entfliehen möchten.
3. Politische Kader sind Personen in Machtpositionen, die bestenfalls Sympathisanten der Bewegung oder im schlimmsten Fall Mitglieder des Aufstands sind. Sie melden Aufständische nicht den Polizeikräften, normalerweise aus Sympathie für die Sache und aus regierungsfeindlichen Gefühlen. Politische Genossen arbeiten an der Umsetzung der vom Anführer des Aufstands bereitgestellten Richtlinien. Sie behalten oft ihre reguläre Position in der Gesellschaft bei, arbeiten aber verdeckt am Gelingen des Aufstands.
4. Hilfskräfte sind aktive Sympathisanten, die wesentliche logistische Unterstützung wie Finanzierung, Kommunikation, Transport, Versorgung, Waffen, Frühwarnung, Unterbringung, Schaffung und Verbreitung von Propaganda leisten. Dennoch nehmen sie nicht direkt an Kampfhandlungen teil.
5. Die Massen bilden die Gefolgschaft der Bewegung, die unreflektiert das wiederholt, womit sie durch die wiederholte Propaganda gefüttert werden. Da ist z. Bsp. der Nachbar auf der Straße, der die Mainstream-Medien sieht und an deren Erzählungen glaubt.

Aufständische Gruppen können Dutzende von Untergruppierungen so organisieren, dass scheinbar unabhängige Einheiten gleichzeitig für dasselbe eintreten.

Dies geschieht, um den Eindruck zu erwecken, dass die Ursache von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird und um deren Untätigkeit zu erzwingen.

Ein Aufstand kann von nur wenigen Personen angezettelt werden, erfordert jedoch die Untätigkeit und das Stillhalten einer Mehrheit der Bevölkerung.

Man meidet und beschämt die Leute, die nicht am Aufstand teilnehmen, um Druck auf sie auszuüben.

Bevor ein Aufstand beginnen kann, in dem offen und rational Gewalt angewendet wird, muss ein bestimmtes Ereignis stattfinden.

Zum Beispiel ein fingierter Überfall oder der Mord an einer bestimmten Person unter fragwürdigen Umständen.

 

Fazit

Cover-ups gelten in der Szene alternativer Berichterstattung als ein zentrales Element investigativen Journalismus‘.

Es gibt eine reihe prominenter Beispiele, die auch in den Mainstreammedien als anerkannte Vertuschung, wenngleich als Ausnahme gelten.

In den letzten Jahren nimmt die Offenlegung verborgener Informationen zu.

Viele Leute sind aber der Überzeugung, dass es sich dabei erst um die Spitze des Eisbergs handelt.